SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Für manches kann man gar nichts und ist doch verantwortlich. Die Bibel drückt sich da so aus: Gott bestraft einen Schuldigen bis in die dritte oder vierte Generation.
Das klingt hart, aber ich erlebe das manchmal selbst und zwar an meinen Kindern und mir. Wenn ich meine Kinder beobachte, erkenne ich an ihnen Verhaltensweisen, die sie nur von mir haben können. Die einen finde ich lustig, die anderen gar nicht. Im Gegenteil: Manchmal schäme ich mich sogar dafür. So gesehen, spricht die Bibel keine Drohung aus, sie beschreibt nur, was ist.
Manches vererbt sich eben von Generation zu Generation. Nette Seiten genauso wie schlechte Eigenschaften, Ängste oder Zwänge.
Das ist im Kleinen wie im Großen so.
Als ich einmal mit meinen Kindern im Schwimmbad war, war in der Umkleidekabine ein Kriegsversehrter Mann. Ein Arm fehlte und ein Bein war sichtbar zerschossen. Als meine Kinder ihn sahen, waren sie erschrocken und wollten wissen, warum der Mann so aussieht. Also habe ich ihnen später ein wenig vom Krieg erzählt. Eigentlich wollte ich solche Geschichten meinen kleinen Kindern nicht antun, aber sie haben gefragt und das Thema war auf dem Tisch. Und es kam wieder, als wir im Urlaub ein Kriegerdenkmal gesehen haben. Warum gab es diesen Krieg? Was hat der Mann gemacht. Und jetzt muss ich Kindern im Grundschulalter erzählen und erklären. Muss einen Weg finden, sie altersgemäß zu informieren. Will sie nicht erschrecken, will aber auch nichts beschönigen. Es ist ein schmaler Grat, den ich da gehe. Ob ich es immer gut hinbekomme, weiß ich nicht. Aber da ist es auch wieder: Was Generationen vor mir geschah, muss ich mit meinen Kindern bearbeiten und ich kann es nicht ändern.
Dafür kann ich etwas anderes ändern: Nämlich, dass ich versuche meine schlechten Angewohnheiten, meine Ängste oder Zwänge, nicht auf meine Kinder zu übertragen. Und dass ich lerne, zusammen mit meinen Kindern auch mit meinen Fehlern verantwortungsvoll umzugehen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=16291
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