Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Heute vor einem Jahr wurden dem Radprofi Lance Armstrong seine sieben Siege bei der Tour de France aberkannt. Sieben Mal stand er am Schluss im Gelben Trikot auf dem Siegerpodest - alles Lug und Trug. Aus dem Superathleten und Vorbild wurde von einem Tag auf den anderen auch offiziell ein überführter Doping-Sünder und Betrüger.

In den Vereinigten Staaten von Amerika hat die Affäre auch noch ein juristisches Nachspiel. Denn Lance Armstrong hat mal ein Buch über sein Leben geschrieben. Einige Käufer dieser Biografie klagen jetzt auf Schadensersatz. Sie argumentieren, dass sie schließlich die Wahrheit lesen und keine Märchen aufgetischt bekommen wollten.

Ich kann diesen Ärger gut verstehen: es ist ein großer Vertrauensverlust, wenn das, wofür ein Mensch steht, sich als falsch herausstellt. Andererseits: dass es bei der Vermarktung von sportlichen Erfolgen immer auch um Geld geht, ist vielleicht eine heilsame, wenn auch enttäuschende Erkenntnis.

Oft wissen wir von anderen Menschen nur das, was sie uns zu zeigen bereit sind. Ein Mensch sieht, was vor Augen ist, meint die Bibel. Darauf sollte man sich einstellen. Und eben nicht damit rechnen, dass man immer nur die reine Wahrheit über einen Menschen serviert bekommt.

Doch der Satz aus der Bibel geht noch weiter: Ein Mensch sieht, was vor Augen ist, aber Gott sieht das Herz an. Im Herzen haben von alters her die intensivsten Gefühle ihren Platz.  Dass der Blick Gottes bis dorthin reicht, das istja beileibe nicht immer schön. Manches, was mir peinlich ist, wo ich mich falsch verhalten habe, das würde ich schließlich lieber für mich behalten. Ganz tief im Herzen verschließen. Vor Gott geht das nicht. Der kennt sich in meinen Herzensangelegenheiten aus. Den schönen und den hässlichen.  Der weiß, wie es mir ums Herz ist. Im Guten und im Schlechten.

Die Klage auf Schadensersatz gegen das Buch von Lance Armstrong würde ich abweisen. Wer es zuhause im Bücherschrank hat, der stellt es jetzt vielleicht besser zu den Romanen oder zu Grimms Hausmärchen. Lance Armstrong aber würde ich daran erinnern: das Verstellen und Schummeln bringt nichts. Mach aus deinem Herzen nicht länger eine Mördergrube und steh zu deinen Fehlern. Das sieht Gott gerne.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=16280
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