SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Ich hatte unglaubliches Glück. Allein dadurch, dass ich zu dieser Zeit in diesem Land als diese Person geboren bin, die ich bin. Das wird mir besonders in Momenten bewusst, in denen mir klar wird, wie schwierig das Leben in einer anderen Zeit, an einem anderen Ort oder als ein anderer Mensch wäre. Sei es Zufall oder Schicksal oder Gottes Wille, an was auch immer man glauben mag, ich hatte unglaubliches Glück. Es gibt Menschen, die inmitten eines Krieges geboren werden. Es gibt so viele Babys, die schon bald nach ihrer Geburt verhungern. Und es gibt so viele Menschen, die körperlich oder geistig beeinträchtigt zur Welt kommen. Ich bin als gesundes Kind in einem wohlhabenden Staat in Friedenszeiten in einer ganz normalen Familie geboren worden.

Ich spüre eine tiefe Dankbarkeit dafür, dass ich mein Leben so leben und gestalten kann, wie ich es möchte.

Muss ich denn ein schlechtes Gewissen haben, weil es mir so gut geht? Nein. Ich finde nicht. Ich kann ja gar nichts dafür, dass andere in eine schlechtere Lebenssituation hineingeboren wurden.  Ich finde, dass man einem Menschen nicht vorwerfen kann, dass er Glück oder Pech hatte. Selbst wenn ich wollte, könnte ich an den Umständen der Geburtssituationen nichts ändern.

Aber etwas kann ich schon tun. Ich kann mich dafür einsetzen, dass sich die Lebensumstände der Menschen verbessern, die es schlechter getroffen haben als ich. Und das empfinde ich auch als meine Verantwortung. Möglichkeiten zu helfen gibt es ja viele. Sei es emotionaler Beistand, geistige oder medizinische Aufklärung, die konkrete Unterstützung von Hilfsprojekten oder auch eine Geldspende.

Ich finde es schön, dass ich meine Möglichkeiten dazu nutzen kann, für Menschen, denen es schlechter geht als mir, bessere Möglichkeiten zu schaffen. Denn ein bisschen kann ich dann doch beeinflussen, in welche Situation die Menschen hineingeboren werden. Nicht die jetzt lebenden, aber die nachfolgenden Generationen. Wenn die Lebensumstände verbessert werden, dann werden ja alle folgenden Kinder in die verbesserte Situation hineingeboren.  Und das ist dann Glück.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=16253
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