SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Immer wenn wir als Kinder das Haus verließen, ob für den Schulweg, oder sonst wohin,
- wenn's nicht gerade um die Ecke war- bekamen wir von unserer Mutter
ein Kreuz auf die Stirn gezeichnet.
Ohne große Worte, ohne fromme Ermahnungen, einfach nur dieses kleine Zeichen.
Es gehörte einfach dazu und wenn sie es mal im Trubel vergaß,
dann forderten wir es.
Aber das passierte selten. Es war ein fester Ritus.
Für meine Mutter war es mehr. Es war ihre stille Bitte an Gott,
dass sie uns gut wieder zurückbekommen möge,
gesund und unversehrt. Es war ihr Segen  für unsere Wege.
Als wir älter wurden, war uns das manchmal peinlich,
guckten wir dass das keiner mitbekam, ein Kreuz von der Mutter auf die Stirn.
Mittlerweile ist es für mich eines der schönsten Zeichen geworden.
das ich selbst  nutze, wo ich nur kann. Nicht nur beruflich, als Pfarrer,
auch einfach so, bei Neffe und Nichte.
Was kann man jemand besseres wünschen, als das sein Weg geschützt sein möge,
dass er oder sie gut behütet ist, gesegnet von Gott her.
Am Anfang dieser Woche wünsche ich das uns allen.
Ob wir glauben oder nicht,
ob wir uns sympathisch sind,
oder uns lieber aus dem Weg gehen,
ob wir uns kennen
oder fremd bleiben. 

Gott segne alle,
die zu uns gehören
und alle,
denen wir in dieser neuen Woche begegnen werden.
Er sei uns Rückenwind und langer Atem,
schenke uns Phantasie und Toleranz,
sei mit uns bei allen Plänen und Ideen.
Er schütze uns vor allen
selbsternannten Götzen und Göttern,
stärke unser Rückgrad
und erhalte uns ein empfindliches Gewissen.
Er bewahre uns vor aller Härte und Bitterkeit
und gebe uns vielmehr Humor und Gelassenheit,
bei allem was uns bisweilen zugemutet wird.
Gott sei bei uns bei allem,
was schön und was schwer sein wird.
Er selbst segne unsere Wege und Umwege.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=16155
weiterlesen...