SWR3 Gedanken

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Was soll mit Menschen passieren, die keine bezahlte Arbeit haben,
die ihren Lebensunterhalt also nicht mehr finanzieren können?
Diese Frage wurde in Deutschland heute vor 80 Jahren beantwortet:
Denn da beschloss der deutsche Reichstag die Arbeitslosenversicherung.
Jeder Arbeitnehmer – und übrigens auch jeder Arbeitgeber –
muss seit dem in diese Pflichtversicherung einzahlen.
Wer arbeitslos wird, bekommt von dieser Versicherung Lohnersatz.
Eine biblische Lösung, aber in Europa ziemlich selten.
Denn die meisten europäischen Staaten entschieden sich
ebenfalls vor 80 Jahren anders:
nämlich für das so genannte Genfer Modell.
Da gibt es zwar auch Arbeitslosenkassen, aber die sind freiwillig.
Arbeitnehmer, die da nichts einzahlen wollen oder können,
bekommen dann aber bei Arbeitslosigkeit auch keine Unterstützung.
Also keine Chance für Missbrauch,
sondern anscheinend klare Verhältnisse.
Aber so klar und einfach ist das Leben eben nur selten.
Wer mit schnellen und einfachen Vorurteilen nicht mehr zufrieden ist,
findet in der Bibel Stoff zum Nach- und Weiterdenken.
Zum Beispiel die Geschichte,
die Jesus über Arbeitslose und ihren Lohn erzählt.
In dieser Jesus-Geschichte werden die Arbeitslosen
einen Tag lang in einem Weinberg beschäftigt:
einige den ganzen Tag, andere erst ab Mittag
oder auch nur nachmittags.
Aber am Abend des Tages bekommen schließlich alle gleichviel Geld,
nämlich so viel, dass sie sich und ihre Familien ernähren können. Jeder soll genug zum Überleben haben:
nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Ehrlicherweise berichtet die Bibel auch über den Protest,
den Jesus mit dieser Geschichte erntet.
Der Protest ist auch berechtigt, denn natürlich kann Großzügigkeit ausgenutzt und missbraucht werden.
Aber das ist für mich kein Grund, kleinlich zu werden.
Denn lieber einmal zu oft helfen als einmal zu wenig, oder?
https://www.kirche-im-swr.de/?m=1612
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