SWR3 Gedanken

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Kein einziger ist da! Wenn ich auf meinen Apfelbaum im Garten schaue, sehe ich zwar reichlich gelbe Blätter. Nur Äpfel sind keine da. Kein einziger. Eigentlich müsste er jetzt voll davon sein. Ein paar Tage Frost im Frühjahr waren wohl schuld. Mich verblüfft so was immer wieder. Ich lebe zwar in einer Umgebung, die von Hightech strotzt. Trotzdem bin ich noch immer abhängig von solch banalen Ereignissen. Ein paar Tage Frost zur falschen Zeit reichen aus, um meine ganze Apfelernte zu Nichte zu machen. Bei uns hier in der Pfalz leben noch etliche Menschen vom Weinbau. Eine Winzerin hat mir mal beschrieben, wie wichtig gerade das Wetter für die Qualität ihrer Weine ist. Sonne und Regen zur richtigen Zeit und am besten in der richtigen Dosis. Dinge, auf die sie keinen Einfluss hat, denen sie weitgehend ausgeliefert ist. Immer noch. Bis hin zum Risiko eines Totalausfalls. Wenn etwa ein schwerer Hagelschauer zur Unzeit kommt. Früher ist so was schnell zur Katastrophe geworden. Das Wetter entschied also wesentlich mit über Wohlstand oder Not.
Wenn man jetzt im Herbst durch die goldfarbenen Weinberge spaziert, trifft man immer wieder mal auf Wegkreuze. Manche schon ziemlich alt. Den Menschen, die sie aufgestellt haben, war völlig klar, wie abhängig sie sind. So sehr, dass sie auf  göttlichen Beistand von ganz oben hofften. Heute haben wir etliche Absicherungen, falls doch was schief geht. Meine Äpfel etwa, die kann ich zur Not ja auch auf dem Markt kaufen. Und doch bleibt da etwas, das ich nicht im Griff habe und wahrscheinlich nie haben werde. Und mit ihm die Frage, auf wen oder was ich heute noch hoffe.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=16105
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