SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Das Herz rast, kalter Schweiß bricht aus. Es ist meistens keine angenehme Situation, in der mir so was passiert. Etwa so wie an einem Abend vor einigen Jahren, als auf einem fast menschenleeren Platz plötzlich ein großer Hund auf mich zu gestürmt kam. Die Sache ging zum Glück glimpflich aus, für mich und den Hund. An die heftige Reaktion meines Körpers erinnere ich mich aber noch heute. Faszinierend daran finde ich, dass das ganz automatisch geschieht. Immer, wenn´s brenzlig wird. Wenn Gefahr im Verzug ist. Ein Erbe meiner Vorfahren, die sich vor Jahrtausenden noch mit Höhlenbären rumschlagen mussten.
Das Dumme ist nur, dass der Körper bis heute keinen Unterschied macht zwischen dem Höhlenbären von damals und dem brüllenden Chef von heute. Dem mobbenden Kollegen vom Nachbarbüro oder dem superwichtigen Projekt, das mir gerade im Nacken sitzt. All das macht nämlich mächtig Stress und mein Körper reagiert darauf immer gleich. Der Bär vor Jahrtausenden war bald wieder weg, der Stress im Job aber bleibt. Manchmal jahrelang. Und das macht krank. Denn dafür ist der Körper nicht konstruiert.
Sich entspannen, relaxen, selbst das funktioniert dann irgendwann nicht mehr. Auch das kenne ich leidvoll aus eigener Erfahrung. Dabei würde eine schlichte Regel schon viel helfen. Es müsste sich einfach nur jeder dran halten: Dem Andern nichts zuzumuten, was ich nicht auch selber will. Der Satz steht schon in der Bibel. Wahrscheinlich ist er sogar viel älter. Im Blick auf unsere Arbeitswirklichkeit heute mag er naiv klingen. Falsch ist er deshalb nicht. Denn den schlimmsten Stress, den machen wir uns gegenseitig.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=16103
weiterlesen...