Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Soziale Gerechtigkeit. Dafür beneiden uns viele im Ausland. Weil es sie nur in wenigen Ländern der Welt gibt. Aber was ist das eigentlich: soziale Gerechtigkeit?
Stellen Sie sich vor- drei Jungs stehen vor einem Bretterzaun. Ein großer, ein mittelgroßer und ein kleiner Junge. Hinter dem Zaun gibt's ein Fußballspiel, aber die drei können es nicht sehen, der Zaun ist zu hoch. Sie bräuchten was zum Draufstehen. Also bekommt jeder eine Kiste unter die Füße.
Der große Junge kann jetzt prima das Spiel sehen. Aber die anderen beiden sind immer noch zu klein. Was wollt ihr? Ihr habt doch eine Kiste bekommen? Das war doch gerecht, oder? Nein, meint die Geschichte. Das ist nicht Gerechtigkeit, das ist Gleichmacherei.
Gerechtigkeit sieht so aus: Der Große bekommt eine Kiste, der mittlere zwei und der kleine drei. Soviel Kisten wie sie brauchen, um beim Spiel dabei zu sein. Das ist Gerechtigkeit. Jedenfalls das, was die Bibel unter Gerechtigkeit versteht.
Gottes Gerechtigkeit, so die Bibel, hat zuerst die im Blick, die nicht aus eigener Kraft „über den Zaun" schauen können. In biblischen Zeiten waren das die Witwen, Waisen und Behinderten. Heute sind das zB. Alleinerziehende, Hartz IV Empfänger, chronisch Kranke. Die dürfen nicht verloren gehen, sagt die Bibel. Erst dann ist es gerecht.
Und das ist die Wurzel unserer sozialen Gerechtigkeit. Keiner darf verloren gehen. Auch der kleinste soll mitreden dürfen- über das Fußballspiel hinterm Zaun freuen. Das ist übrigens auch für den Großen besser. Dann ist er mit seiner Freude oder seinem Frust nicht allein.
Manchmal, wenn ich durch unsere Stadt gehe, denke ich: Was für ein Segen ist das, wenn bei uns Leute aus den verschiedensten sozialen Schichten miteinander ein Dorf- oder Kirchenfest feiern, wenn sie miteinander öffentliche Gärten anlegen, pflanzen und ernten. Was für ein Segen, wenn man um seine Kinder allein zur Schule fahren lassen kann. Gar nicht selbstverständlich ist das. Aber das ist soziale Gerechtigkeit. Keiner darf verloren gehen. Eine große Aufgabe.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=16087
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