SWR3 Gedanken

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Demokratie ist anstrengend, macht aber viel Spaß. Das habe ich hautnah mit unseren Kindern erlebt. Ich erinnere mich noch gut an die schier endlosen Debatten am Familientisch. „Wohin fahren wir in den Ferien? Kriegen wir nachher ein Eis? Und wer muss heute die Küche aufräumen? Einmal hat der Fußballtrainer unseres Sohnes zu mir gesagt: Wenn ich am Spielfeldrand stehe eine Ansage mache, dann bleibt Ihr Sohn stehen und guckt mich bloß an. Ich kann doch nicht des Spiels nicht mit ihm diskutieren! Sie müssen ihm sagen, dass er spuren muss!
Ja, Demokratie ist anstrengend. Weil es bei der Demokratie um etwas sehr Wertvolles geht: um die Würde. Dass jeder Mensch eine Würde hat und eine Stimme zum Mitreden. Auch wenn er noch so klein ist.
Und deshalb gibt es allgemeine und freie Wahlen. Weil jeder Bürger vor dem Gesetz gleich ist und eine Stimme hat.
Die Idee von der Gleichheit stammt aus der Bibel. Gott hat jeden Menschen als sein Ebenbild geschaffen und ihm eine Würde geschenkt. Unsere Würde gehört nicht uns oder dem Staat. Sie gehört Gott. Und deshalb ist sie für uns unantastbar. Das alles wissen wir natürlich nicht. Wir nehmen es einfach mal an.
Und weil wir das annehmen, darf bei uns keine Familie ein Mädchen für ein paar Kamele an einen Freier verkaufen. Und kein Mann darf nach seinem Tod seine Frau mitverbrennen lassen, wie das andernorts rechtens ist.
 Bei uns hat jeder vor dem Gesetz eine Würde und eine Stimme. Und mit der können wir ein Zeichen setzen und unsere Interessen einbringen. Und für ein Miteinander eintreten, in dem jeder was zu sagen hat. Das ist natürlich auch frustrierend, wenn man nicht so recht gehört wird. Demokratie ist und bleibt anstrengend. Aber es ist beste Staatsform, die Menschen je eingefallen ist.

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