SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Das Katholische würde man sein Leben lang nicht loskriegen - das hat ein Journalist kürzlich in einem Magazin geäußert.

Er ist im katholischen Glauben erzogen worden und hat, wie er schreibt, eine schöne Kindheit erlebt, eingebunden in einer Kirchengemeinde. Mit einem unkomplizierten, ehrlichen Kinderglauben.
Dann als Jugendlicher ist er kritischer geworden, hat sich viele Gedanken gemacht und schließlich in der Kirche keine Antworten auf seine wirklichen Fragen bekommen.

In Kindertagen hätte es ihm besonders gefallen, wenn die ganze Gemeinde das Lied „Fest soll mein Taufbund immer stehn" gesungen hat, worin es heißt „die Kirche soll mich allzeit gläubig sehn und folgsam ihren Lehren." Doch genau das, ist ihm dann irgendwann nicht mehr möglich gewesen, zu vieles war im unverständlich.
In die Kirche ist er nicht mehr gegangen. Und so hätte sich Gott aus seinem Alltag herausgeschlichen.
Und ich denke, so wie diesem Mann ist es im Laufe des Lebens vielen ergangen.

Aber katholisch hätte er sich irgendwie immer noch gefühlt und sich auch manchmal geschämt, wenn in den Medien Negatives von der Katholischen Kirche zu hören gewesen ist.

Das, was sich in Rom abgespielt hat und was der Papst tat oder sagte, sei ihm aber im Grunde ziemlich gleichgültig geblieben.

Bis zu dem Abend als Papst Franziskus nach seiner Wahl den Menschen einfach „Guten Abend" gewünscht hat. Dieser Mann wäre ihm gleich so vertraut gewesen und was er sonst so sagte in den ersten Tagen seiner Amtszeit hätte ihm das Herz erwärmt wie - ein Gruß aus der Heimat.

Ich denke, das haben viele Menschen so empfunden.
(Die Persönlichkeit und der neue Stil von Papst Franziskus haben selbst Gegner von Glaube und Kirche beeindruckt. )
Er begeistert die Menschen und sorgt immer wieder für Staunen, wenn er zum Beispiel bei einem hochoffiziellen Empfang am Flughafen, bevor er den roten Teppich betritt, hinter das Flugzeug eilt, um die Menschen zu begrüßen, die dort hinter dem Zaun stehen.
Er spricht in einfachen, verständlichen Worten zu den Menschen und lässt einen neuen Wind im Vatikan wehen. Und er zeigt vor allen Dingen, dass es die wichtigste Aufgabe der Kirche sein muss, sich für die Armen, für Benachteiligte einzusetzen.

Mit seiner Freundlichkeit und seinem ganz bescheidenen Lebensstil gewinnt er viele Menschen. So stellen sie sich einen Oberhirten vor. Mit Franziskus verbinden sie viele Erwartungen und Hoffnungen.
Beginnt jetzt wirklich etwas Neues?

Jedenfalls denke ich, dass viele jetzt wieder um Einiges lieber bekennten, dass sie ja eigentlich auch katholisch sind.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=16038
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