SWR4 Abendgedanken

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Direkt vor die Füße ist er mir gefallen, ins weiche Gras - ein schöner, großer, rotbäckiger Apfel! Gerade im richtigen Moment, denn ich war ziemlich unterzuckert am Ende unserer Wanderung auf der Schwäbischen Alb. Ich hab' ihn auch gleich aufgehoben und herzhaft hineingebissen. Ich kann mich nicht erinnern, dass mir ein Apfel je so geschmeckt hat.
So köstlich müssen die Früchte im Paradies gewesen sein!
Auf unzähligen Bildern vom Garten Eden ist es gerade so ein schöner Apfel, den Eva ihrem Adam verführerisch hinhält. Und Adam kann nicht widerstehen, dabei hatte Gott gerade diese Frucht verboten.
Der Erzählung nach erfolgte daraufhin die Vertreibung aus dem Paradies. Und seit diesem sogenannten Sündenfall sind die Menschen nicht mehr unsterblich und müssen mühevoll leben.
Im Buch Genesis im Alten Testament kann man die Geschichte nachlesen.

Aber es ist darin keineswegs die Rede von einem Apfel, lediglich von einer „verbotenen Frucht". Der Apfel ist wohl durch einen Übersetzungsfehler später für den Begriff „verbotene Frucht" eingesetzt worden. Das Lateinische Wort „malum" hat nämlich zwei Bedeutungen: „Apfel" und  „böse".
Und so ist der Apfel irrtümlich zum Symbol für Schuld geworden.

Schade, denn eigentlich sind gerade Äpfel in alten Mythen heilige Früchte, die Unsterblichkeit verheißen, etwa im Alten Griechenland.

Starke Heilkräfte werden ihnen nachgesagt und dass sie Liebeskräfte wecken können. Sie sind also Symbol für das pralle Leben, für Schönheit und Fruchtbarkeit. Ursprünglich ist nur Gutes vom Apfel zu hören.

Und Gutes verheißt aber auch ein Apfel in der Hand von Maria, der Mutter Jesu.
Verschiedene Künstler haben dieses Motiv viel später dargestellt. Wie Martin Schongauer, in seiner schönen Federzeichnung aus dem 15. Jahrhundert: „Maria mit dem Apfel". Maria übergibt einen Apfel an ihr Kind Jesus. Diese Szene soll ausdrücken, dass die Schuld der Menschen, symbolisiert durch einen Apfel, durch Jesus überwunden werden kann.
Und das ist doch ein schönes, hoffnungsvolles Symbol!

Eine äußerst bedeutungsvolle Frucht ist mir also neulich einfach so vor die Füße gefallen! Und sie hat mich gestärkt für das letzte Stück unserer Wanderung.

Äpfel sind einfach ein wunderbares Geschenk der Natur! Und sie sind nur eines unter unzähligen Geschenken, die uns die Natur täglich macht und die wir einfach so annehmen können: um zu leben oder weil sie einfach gut tun und das Leben schöner machen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=16034
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