SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Gehorsam ist nötig, so sagt der österreichische Neurowissenschaftler Raphael Bonelli. Wir alle müssen in verschiedenen Alltagssituationen auf andere hören, weil sonst das Zusammenleben nicht klappt. In einem Orchester müssen ja auch alle dem Dirigenten gehorchen, sonst wird das nichts.
Aber es ist etwas anderes, ob man aus dem Bauch heraus gehorcht, oder der Kopf einen leitet oder das Herz.
Man kann ja aus dem Bauch heraus gehorsam sein. Konkret heiß das: Man hat Angst, bestraft zu werden. Das gibt es in einigen Formen der Religion, mehr aber noch im Straßenverkehr. Wenn ich aus Angst vor einem Bußgeld die Geschwindigkeitsbegrenzung einhalte, dann ist das Bauchgehorsam.
Der Kopfgehorsam dagegen fragt: Was nützt mir - und was schadet mir? Je nachdem wird dann gehorcht - oder eben auch nicht. Die Straßenverkehrsordnung liefert auch hier wieder jede Menge Anschauungsmaterial.
Wenn ich das Prinzip „Rechts vor links" verstanden habe, weiß ich, dass es sinnvoll ist und mich schützt. Also halte ich es ein. Solchen Kopfgehorsam finden wir natürlich auch in der Religion. Man bemüht sich, dass die Rechnung aufgeht und die Zahl der schlechten Taten nicht höher ist als die der guten. Da heißt es dann: „Willst du in den Himmel kommen, dann benimm dich wie die Frommen."
Es muss auch anders gehen, nicht nur mit Angst; nicht nur mit Berechnung. Herzensgehorsam entsteht da, wo ich aus freiem Willen und aus Überzeugung etwas tue, das jemand anderes angeordnet hat. Ich nehme eine Autorität an, die gut ist und deren Gebote und Verbote Sinn ergeben.
Ich muss nicht jedes Gebot verstanden haben, ich muss aber wissen, dass ich der Autorität vertrauen kann.
So kann ich auch Gott gehorchen. Genauer: auf ihn und seinen Rat hören. Er ist eine Autorität, die gut ist. Seine Gebote und Verbote ergeben Sinn, auch wenn ich nicht jedes von ihnen in aller Tiefe verstehe. Ich gehorche mit dem Herzen: Weil du gut bist, Gott, und es gut mit mir meinst; weil du den Überblick hast und das Leben kennst wie kein anderer, deshalb vertraue ich dir und tue, was du willst.

Ich meine: Solcher Gehorsam ist nötig, weil sonst das Zusammenleben nicht klappt.
Quelle:
www.kath.net/news/38026; http://www.kath.net/news/39151/print/yes

https://www.kirche-im-swr.de/?m=16022
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