SWR2 Wort zum Tag

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Von Raben möchte ich heute morgen erzählen. Von den Raben, die in der Bibel vorkommen, im Alten wie im Neuen Testament. Zum Beispiel als es um Sorglosigkeit geht. Im Matthäusevangelium sagt Jesus: Schaut auf die Vögel des Himmels! Sie säen nicht und ernten nicht und sammeln nicht in die Scheunen, und euer himmlischer Vater ernährt sie" (Mt 6,26). Im Lukasevangelium sind diese Vögel Raben. „Seht auf die Raben", sagt Jesus da. Und dann geht es weiter fast wie bei Matthäus: „Sie säen nicht und ernten nicht, sie haben keinen Speicher und keine Scheune; denn Gott ernährt sie" (Lk 12,24). Keine netten Singvögel also, sondern Raben. Jene großen buchstäblich rabenschwarzen Vögel mit ihren laut krächzenden Stimmen. Im Psalm 147 heißt es: „Gott gibt dem Vieh seine Nahrung, er gibt den jungen Raben, wonach sie schreien" (Ps 147,9). Die Raben schreien lauthals ihren Hunger heraus. Und Gott sorgt für sie. Wer bedürftig ist, darf schreien, sagt also dieser Psalm. Mit dem Stichwort Raben klingt auch eine Begebenheit aus dem Leben des Propheten Elija an. Elija hatte seinen Landsleuten eine Dürre angekündigt. Danach muß er sich für einige Zeit verstecken. Gott beauftragt Raben, ihm zweimal täglich Brot und Fleisch zu bringen. Sehr viel älter ist jene Stelle aus dem 1. Mosesbuch. Da schickt Noah gegen Ende der großen Flut einen Raben aus der Arche, um zu erfahren, ob die Flut zurückgegangen ist. Schließlich begegnen Raben bei den Propheten Jesaja und Zefanja, ebenfalls zwei Gestalten aus dem Alten Testament. Hier stehen sie mit Gottes richtendem Handeln in Verbindung. „Das Land ist für Generationen verödet", heißt es dort...Käuze und Raben wohnen darin" (Jes 34, 10-11). Und „Gott macht die Stadt zur Öde... Laut schreit es im Fenster, ein Rabe krächzt auf der Schwelle" (Zef 2,14).

All das klingt mit an, wenn Jesus im Lukasevangelium die Raben als Vorbilder hinstellt. Sie schreien, sie helfen dem Propheten Elia zum Überleben, sie zeigen, dass nach der Sintflut ein neuer Anfang möglich ist, und sie zeigen an, wenn Menschen sich und andere zugrunderichten. Wenn schon diese Vögel von Gottes Fürsorge leben, wie viel mehr dann wir Menschen. Die Worte Jesu machen Mut, darauf zu vertrauen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=16016
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