Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Er glaubt nicht an sich. Er ist zwar reich. Aber er ist nicht seines Lebens froh. Er meidet die anderen. Und die anderen meiden ihn. Er steckt fest in seinen inneren Zwängen. Aber er spürt die Sehnsucht in sich. Die Sehnsucht, dass es im Leben noch mehr geben muss als bisher. Die Sehnsucht, dass in ihm noch viel mehr steckt, was bisher nicht heraus konnte, was er nicht entfalten konnte.

 

Wer? Zachäus geht es auf jeden Fall so. Einer Gestalt in der Bibel. Es ist kein Zufall, wenn der eine oder die andere von uns sich in ihm wiederfindet. Das liegt ganz in der Absicht der Bibel. Sie will Perspektiven eröffnen. Für heute. 

Sie erzählt von diesem Mann mit dem angeknacksten Selbstbewusstsein. Klein und einsam steht er da. Mit ihm, dem Chef des Zolls, will keiner etwas zu tun haben: Weil er die anderen ausnimmt. Er spürt die Ablehnung - und kann sich wohl selbst nicht richtig leiden. Aber er will aus diesem Gefängnis heraus. Wer kann ihm dabei helfen? 

Zachäus hört, dass einer vorbeikommt, dem er das zutraut: Jesus. Wegen der vielen Menschen steigt er auf einen Baum. Er will ihn wenigstens sehen. Und da passiert es: Jesus bleibt genau dort stehen, er schaut zu dem versteckten Zachäus hinauf. „Zachäus, komm schnell herunter! Denn ich muss heute bei dir zu Gast sein." Da kommt einer, der ihn nicht im Abseits sitzen lässt. Da ist einer, der dem Verachteten Ansehen schenkt. Da kommt einer, der genau auf den setzt, der selbst wenig von sich hält. Zachäus ist wie verwandelt. Er nimmt Jesus als Gast bei sich auf. Die Begegnung mit Jesus erlöst ihn von dem, was ihn bisher innerlich gefangen hielt. Er erkennt seinen inneren Wert. Er kreist jetzt nicht mehr um sich selbst. Eine erste konkrete Auswirkung: Er will wiedergutmachen, was er beim Zoll zu viel verlangt hat, und gibt die Hälfte seines Vermögens den Armen. Er ist ein anderer Mensch. Er wird er selbst.

So kann das auch heute geschehen. Durch Menschen, die im Geist Jesu leben und achtsam sind für den anderen. Die den anderen spüren lassen: „Auch wenn Du selbst nicht zu Dir stehst - ich stehe zu Dir. Auch wenn andere Dich in die Ecke drängen - ich schätze Dich!" Wer einem anderen mit solcher Hochachtung begegnet, der kann Wunder bewirken.  

In der Bibel steht die Geschichte von Zachäus im Neuen Testament, im Evangelium nach Lukas, 19. Kapitel, Verse 1-10 (Lk 19, 1-10).

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15997
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