SWR4 Abendgedanken

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Wer Tobias heißt, hat heute Namenstag. Herzlichen Glückwunsch! Und mit dem Namen Tobias steht ein Thema in Verbindung, das in letzter Zeit hoch im Kurs gewesen ist: Der Glaube an den persönlichen Schutzengel. Die biblische Figur des Tobias ist vor allem dadurch bekannt, dass auf seinen Wanderungen der Erzengel Raphael an seiner Seite ist und ihn schützt.

Der Engel-Boom ist inzwischen wieder in den Hintergrund getreten. Trotzdem hat es mich verblüfft, wie viele Menschen an einen persönlichen Schutzengel glauben. Einerseits kann ich das gut nachvollziehen, ich habe besonders im Auto schon einige Situationen erlebt, in denen es gefährlich geworden ist und dann gerade noch Mal gut gegangen ist. Und das nicht, weil ich lange nachgedacht und dann das Lenkrad rumgerissen habe, sondern, weil ich irgendwie intuitiv das Richtige getan habe. Als ob jemand anders meine Hand lenken würde.

Auch im Nachhinein ist das auch erschreckend für mich, weil es mir zeigt, dass ich mein Leben im Letzten nicht unter Kontrolle habe. Auf der einen Seite ist es dann ein schöner Gedanke, dass da ein Engel speziell für mich da ist und mich beschützt, aber als rationaler Mensch habe ich damit auch meine Probleme. Ich frage mich, wo denn dann die Schutzengel sind bei den Menschen, die verunglücken. Besonders natürlich, wenn es Schicksalsschläge sind, die Unschuldige oder Kinder treffen. Wenn es Schutzengel geben soll, dann doch bitte für alle, oder?

Die Vorstellung von Engeln ist alt, vielleicht sogar älter als die Bibel. Bei den Ägyptern, bei den Babyloniern und bei den Persern: In allen Religionen des Orients sind solche Mischwesen zu finden, die zwischen Gott und Menschen vermitteln, sie verdeutlichen aber gleichzeitig auch die Distanz zu Gott. Und diese Distanz hängt für mich zusammen, mit dem, was ich im Leben nicht verstehen kann. Mit Schicksalsschlägen, die unschuldige Menschen treffen und mit Zufällen, bei denen gerade noch mal alles gut geht. Die Vorstellung von den Engeln füllt also diesen Zwischenraum: Zwischen dem, was ich nicht begreife und dem Wunsch, dass es eine schützende Hand gibt. Und weil ich im Leben nicht immer nur gut geht und weil ich letzten Endes auch sterben werde: Deshalb hoffe ich, dass es die Hand Gottes ist, die mich letzten Endes hält.

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