SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Der perfekte Urlaub: Blaues Meer, tolles Wetter und ein schönes Hotel. So einen Urlaub habe ich diesen Sommer erlebt. Und dazu noch ein Hotelpersonal das so zuvorkommend und freundlich gewesen ist, wie ich es selten erlebt habe. Ein paar Mal bin ich mit einem Wunsch an die Rezeption gegangen, aber bevor ich sagen konnte, was ich wollte, hatte die Dame an der Rezeption schon genau danach gefragt. Im wahrsten Sinn des Wortes den Wunsch von den Lippen abgelesen. Ich habe das sehr genossen, dass ich einfach so bekomme, was ich mir wünsche. Ohne, dass ich mir mich dafür einsetzen muss, einfach, weil es mir zufällt. Das hat sich den Urlaub über auch so gehalten, beim ganzen Personal. Und natürlich habe ich mich auch entsprechend dafür bedankt.

Dabei ist mir was aufgefallen: Wenn ich mich für etwas bedanke und die anderen lobe, dann tut das nicht nur ihnen gut. Es steigert auch meine Lebensqualität, weil ich das, wofür ich mich bedanke, in diesem Moment ein weiteres Mal erlebe. Und es schärft dann auch wieder meinen Blick für das, was gut läuft in meinem Leben.

Ich habe mich nur gefragt, warum mir dieses Gefühl und das Danken im Alltag so schnell abhanden kommen. Und das gilt für den Umgang mit den anderen Menschen, und es gilt auch für Gott: zum Beispiel jetzt, wenn die Christen im Herbst wieder das Erntedankfest feiern und Gott für die eingebrachte Ernte danken. Bisher hat mir das oft nicht recht eingeleuchtet, weil ich das ganze Jahr über alle Lebensmittel kaufen kann und nicht unmittelbar von der hiesigen Ernte abhängig bin. Erntedank ist für mich eher etwas aus alten Zeiten gewesen. Ich will versuchen, es dieses Jahr anders zu sehen und mir bewusst zu machen, wofür ich dankbar sein kann. Es muss ja auch nicht nur die Ernte sein, es kann alles sein, was mir an Gutem in den Schoß fällt und was mir oft nicht bewusst ist: Meine Freunde, meine Arbeit, mein Leben und eben auch die Menschen, die mir im Alltag freundlich und hilfsbereit begegnen. Ich will versuchen, diese Dankbarkeit zu kultivieren, weil sie mir hilft, das Erfahrene ein weiteres Mal zu genießen und weil es den Anderen gut tut - und mir auch.

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