SWR2 Wort zum Tag

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In diesem Sommer hatte ich die Gelegenheit, Reinhold Messner in seiner Heimat Südtirol zu treffen. Den schon heute legendären Extrembergsteiger, der es als erster Mensch schaffte, den Mount Everest allein und ohne Sauerstoffmaske  zu besteigen. Der die Antarktis zu Fuß durchquerte und die Wüste Gobi. Und der das, was er tut, unter dem Motto zusammenfasst: „Die Eroberung des Nutzlosen".
Reinhold Messner bezeichnet sich selbst als Grenzgänger. Er ist nicht fromm oder gläubig im herkömmlichen Sinn. Und doch entdecke ich in seinen Motiven etwas elementar Religiöses.
„Grenzgänger zu sein", sagt er, „bedeutet in erster Linie, seinen eigenen Grenzbereich auszuloten und zu erkennen, dass es jenseits ein Mehr von Möglichkeiten gibt, die uns nicht zugänglich sind, die sich uns entziehen. Wir sind die Eroberer des Nutzlosen."
Das Wort von der „Eroberung des Nutzlosen" verweist darauf, dass es in einer Welt, wo alles auf Ziele und Zwecke ausgerichtet ist, auch Bereiche geben muss, die zweckfrei sind. Die aber darum ganz und gar nicht sinnlos sind. Wie die Musik. Wie die Kunst. Wie der Glaube.
Denn auch der Glaube ist nutzlos. Ich kann mir dafür nichts kaufen.   Und doch brauche ich ihn wie die Luft zum Atmen. Weil er mich auf das Mehr an Möglichkeiten hinweist, die sich mir entziehen. Und von denen ich letztlich lebe.
Der Glaube, so würde ich allerdings sagen, ist nicht die „Eroberung des Nutzlosen". Sondern vielmehr das Geschenk des Nutzlosen. Er hat keinen kalkulierbaren Wert. Aber er macht das Leben unendlich kostbar.
Reinhold Messner sagt, dass Entscheidende nach seinen Extremtouren sei für ihn: wieder zurück unter die Menschen zu kommen. „Wir steigen nicht auf einen Berg, um den Gipfel zu erreichen, sondern um hinunter zu den Menschen zu kommen," sagt er.
Ich habe großen Respekt vor seiner Leistung. Und doch bin ich mir sicher,  dass der Weg zu Gott wie zu den Menschen nicht über Berge oder durch Wüsten führen muss. Die Spuren Gottes sind im Alltag  zu finden.  Nicht nur auf seinen Höhen, sondern auch in seinen Tiefen.
In den erfüllten Augenblicken, wo ich spüre, wie der Herzschlag des Lebens pulsiert. Da, wo einer für den anderen eintritt. Wo Frieden geschaffen und um Gerechtigkeit gerungen wird.
Da kommt Gott zu den Menschen. Ganz unten. Verborgen und doch gegenwä

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