SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Konstantin ist aufgewachsen in glücklichen Tagen,
Ein Bauernhof, seine Eltern waren Wolgadeutsche.
Als er 15 ist, ist Krieg, der Vater wird erschossen.
Haus und Hof werden der Familie genommen
Die Kinder von der Mutter getrennt, die nimmt sich das Leben.
Jeder kann froh sein,
der den Hunger und die Bedrängnisse unter Stalin überlebt.
In diesen Jahren nach dem 2. Weltkrieg
verliebt er sich in eine Jüdin.
Das ist nicht leicht. Er muss sich dauernd melden.
Sie muss verbergen wer und was sie ist.
Dennoch: sie heiraten und bekommen Kinder.
Sie leben in Taschkent, einer muslimischen Stadt,
aber in dieser Zeit ist Religion sowieso verboten.
Er ist ein schöner Mann,
voller Humor und Charme. Er liebt seine Familie und ist erfolgreich.
Auch wenn er nicht die Ausbildung machen konnte,
die er gewollt hätte, er kann so vieles, eine Autorität unter den Kollegen.
Dann aber bricht die UDSSR zusammen.
Im Nachbarstaat geht ein Bürgerkrieg los.
Angst macht sich breit, Afghanistan ist direkt nebenan.
Da flieht die Familie nach Deutschland.
Alles haben sie aufgegeben und wenig ist zu finden.
Auch die Kinder fassen nur schwer Fuß.
Gott ist ihm abhandengekommen.
Er versteht nicht, wieso der so viel Leid zulassen konnte:
Das Leid seines Volkes, der Wolgadeutschen
und das Leid des Volkes seiner Frau, der Juden.
Ein wenig ist er wie Hiob, so viel hat er verloren.
Für seine Frau aber ist da wieder eine Heimat
in der jüdischen Gemeinde, bis sie stirbt.
Nun ist auch er tot.
Die Trauer der Familie ist maßlos
Doch das allerletzte Kapitel würdigt dieses Leben:
Auf jüdischen Friedhöfen gibt es einen besonderen Bereich,
denen vorbehalten, die Juden bewahrt und gerettet haben,
den Gerechten, da liegt er nun.
Im Psalm heißt es:
Denn er wird ewiglich bleiben,
der Gerechte wird nimmermehr vergessen Ps 112, 6

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