SWR3 Gedanken

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Wir stehen in Sarajewo vor einem Denkmal
Unsere Begleiter erklären es uns:
Es ist das Denkmal für die in Sarajewo während der Belagerung
getöteten Kinder. Eine große Schale aus Beton,
in der Mitte eine Art Flamme aus Glas.
Aus ihr strömt Wasser und ergießt sich in die Schale
Die ist so niedrig, dass die kleinen Kinder, die vorbeikommen,
sofort freudig ins Wasser patschen.
Im Zement sind Spuren von Kinderfüßen zu sehen.
Und neben der großen Wasserschale sind Rollen aufgestellt
Wie Gebetsmühlen
Man kann sie drehen, als wäre es ein Spiel.
Auf diesen Rollen sind sie nachzulesen, die Namen und Lebensdaten
der über 1600 Kinder, die in den drei Jahren der Belagerung starben
Manche waren schon 15, andere 8
Manche kein Jahr alt.
„Sie haben die Säuglingsstation bombardiert, gleich am Anfang"
erklärt einer und eine Frau meint: „schau das sind meine Nichten und Neffen,
waren aus dem Kellerversteck herausgekommen,
nur eine Minute wollten sie die Sonne sehen."
Es ist als wäre es gestern geschehen.
20 Jahre ist es her, dass in dieser Stadt Kinder getötet wurden.
Der Imam meint: „Wir mussten solange kämpfen bis wir diese Denkmäler bekamen. Sie meinen wir seien Tiere und unsere Toten uns egal
Als sollten sie nicht nur tot sondern einfach weg sein."
Ein anderer bittet mich: Kannst du bissl beten.
Wir beten zusammen. Worte, die aus der Verzweiflung und der Sprachlosigkeit kommen und sich nach Frieden ausstrecken.
Und wie so oft in diesen Tagen
auf dieser Reise durch Bosnien.
Frieden, der ist hier noch immer nicht selbstverständlich.
Frieden ist hier eine Sehnsucht
und eine Hoffnung, die keinen loslässt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15959
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