SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Die Koffer sind erst halb ausgepackt,
die erste Waschmaschine läuft,
da geht schon das Telefon:
dringende Unterschriften, bitte sofort ins Büro!
Das Internet geht nicht, Kommunikationsdesaster.
Lauter Notfälle - bitte ruf an, bitte kümmere dich...
und dabei: nach dem Urlaub ist ja das Herz noch so weit und so weich
von der erlebten schönen Zeit.
Coolness und Routine sind mir etwas abhandengekommen.
Wie schön wenn alle mal nicht so cool sind,
wie schön wenn Begegnungen anders laufen,
weil alles anders nahe geht,
Herzen die Drachenhaut abgestreift haben.
Vielleicht hält es nicht lang,
dass der Arzt sich wirklich Zeit nimmt all den Sorgen zuzuhören
Und versucht zu begreifen, wie es der kranken Frau mit ihrer Familie geht.
Vielleicht bleibt das nicht so,
dass die Verkäuferin versucht genau zu verstehen,
was ihr Kunde sucht und ihn freundlichst berät.
Vielleicht haben die Lehrerinnen und Lehrer
nicht lange wirklich Lust auf ihre Schülerinnen und Schüler.
Vielleicht geht mir nicht jede Beerdigung dieses Jahr
so zu Herzen wie die jetzt.
Vielleicht dauert es nicht lang
Bis alle wieder zu ihrer sogenannten Professionalität zurückkehren
wo sie geschützt davor sind, dass ihnen etwas zu nahe geht.
Ich jedenfalls liebe diese Zeit
Und seien es nur wenige Tage
oder ein paar Wochen
in der das Gegenteil von Coolness eingeübt wird.
Der Apostel Paulus muss das auch gekannt haben.
Diese Zeiten, in denen man weniger funktioniert,
sondern mit ganzer Seele und ganzem Herzen
dabei ist, in dem was wir tun.
Einmal schreibt er:
Gott gebe euch erleuchtete Augen des Herzens! (Eph1, 18)

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