SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Sonntagmorgen. Ich bin mit dem Fahrrad auf dem Weg
vielleicht zum Gottesdienst.
Es ist die einzige Zeit, in der die Stadt wirklich still ist.
Kein Kran piepst und kein Presslufthammer hämmert.
Kein Pendlerverkehr, keine Einkaufshungrigen
kaum ein Auto, schon gar keins mit lauter Musik.
Noch kein Streit auf der Straße. Keiner brüllt.
Leise rauscht ein städtisches Reinigungsfahrzeug vorbei
freundlich lächelnd grüßt der Fahrer.
Und auf einmal sind sie zu hören
Die Grillen, die hier wohnen und der Falke auf dem Turm.
Die letzten Mauersegler kurz vor Abflug.
Ein summendes Kind mit Brötchentüte.
Ich liebe diese Momente.
Da schenkt der Sonntag der Stadt ein anderes Gesicht
und ich freue mich immer darüber
dass das Heilige, das Kostbare des Sonntags
auch in dieser Stadt so stark zu spüren ist,
obwohl sie nicht besonders christlich ist.
Heilig heißt für mich: da ist etwas herausgeschnitten aus dem Alltäglichen.
Heilig hat nix zu schaffen mit Kommerz und Gewinn und Ökonomie.
Das Heilige - das ist eine Gegenwelt, die etwas spüren lässt
von dem, was wir geschenkt bekommen. Was Gott allen Menschen schenkt
- egal an was und ob sie überhaupt glauben.
Ich spüre es, wenn ich am Sonntagmorgen durch die Stadt laufe
und dieses Geschenk allen ein Lächeln ins Gesicht zaubert
Auch den Wohnsitzlosen,
die schon wieder aus ihrem Heim mussten
grüßen und wünschen mir schönes Arbeiten,
die wissen ich bin auf dem Weg zum Gottesdienst.
Der Sonntag ist ein Schatz der Freiheit
Gott hat ihn uns geschenkt
Die Juden haben ihn uns gelehrt
Sie begehen diesen Tag an dem alles anders als sonst ist
Einen Tag vor den Christen - am Samstag, dem Sabbath.
Die Stille des Sonntagsmorgens.
Wenn ich mit dem Fahrrad zum Gottesdienst fahre, ist es für mich,
als würde der Stadt eine Maske abgenommen.
Auf einmal ist sie nicht mehr wild und laut, sie ist sanft und freundlich.
Gott hat geruht nach sechs Tagen Arbeit
Und wir können das auch.

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