SWR3 Gedanken

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Mahatma Ghandi, die große indische Seele, hat immer wieder einen Tag der Stille eingelegt. Ein Tag, an dem er nichts geredet hat. Sein Leben und seinen Glauben meditiert hat. Damit er bei sich bleiben konnte bei all seinen Beschäftigungen und Begegnungen.
An einem solchen Tag der Stille fuhr Ghandi mit dem Zug aus einem Bahnhof heraus. Ein europäischer Journalist hatte schon längere Zeit versucht an ihn heranzukommen und entdeckte ihn durch das geöffnete Fenster. Der Journalist lief neben dem langsam anfahrenden Zug her und rief zu Ghandi ins Abteil: „Haben sie eine Botschaft, die ich für mein Volk mit nach Hause nehmen kann?“ Ghandi wollte seinen Tag der Stille nicht unterbrechen und schrieb auf ein Blatt Papier: „Mein Leben ist meine Botschaft“.
Ein Lehrstück dafür wie konsequent und einfallsreich Ghandi sein konnte. „Mein Leben ist meine Botschaft“, diesen Satz, mag ich auch, weil ich in meinem Leben schon immer mehr beeindruckt von Leuten war, die nicht nur geredet, sondern auch gehandelt haben. Und ich mag diesen Satz, weil er weg vom überlebensgroßen Ghandi auch auf mich selbst zeigt. Welche Botschaft hat denn mein Leben? Was strahle ich aus, was gebe ich weiter? Was ist die Botschaft, die ich mir selbst gebe? Bewusst oder unbewusst? Was gebe ich den anderen? Mit Worten oder ohne.
Mein Leben ist meine Botschaft – das ist in all seiner Schlichtheit ein großer Satz. Ein Satz der aber nicht nur von großen, weisen Menschen oder am Ende eines Lebens gesagt werden kann, sondern immer wieder. Kritisch. Selbstkritisch. Aber auch mit Wohlwollen. Wohlwollen mir selbst gegenüber, weil alles zu meinem Leben gehört. Das Gute wie das Schlechte. Das Starke wie auch das Schwache.
Und alles zusammen ergibt eben eine Botschaft. Meine Botschaft.
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