SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Anfang August, mitten im Chaos rund um den Mainzer Hauptbahnhof,
Der BahnChef ruft bei Mitarbeitern an, die in Urlaub sind:
Ob sie vielleicht bitte vorzeitig zur Arbeit zurückkehren könnten.
Aber sie sollten erst mal eine Nacht drüber schlafen...

Das Unternehmen war in Not:
Gerade zur Urlaubszeit waren ungewöhnlich viele Fahrdienstleiter krank -
und zur Sicherheit mussten Züge ausfallen oder umgeleitet werden.
Eine Landeshauptstadt wie ein Dorf abgehängt vom Eisenbahn-Fernverkehr...
Also: Kommt doch bitte ins Stellwerk, obwohl ihr gerade Urlaub habt.

Die Reaktion der Gewerkschaften war - erwartbar - scharf.
Aber auch viele andere fanden das unmöglich.
Schon lange hat die Bahn viel zu viele Stellen abgebaut - 
und jetzt sollen die, die noch Arbeit haben, das ausbaden
und statt Urlaub in den Stress und in die Verantwortung zurückkehren:
das geht doch nun gar nicht, war der ziemlich allgemeine Tenor.

Warum? Na, einerseits hat ja der Arbeitgeber selbst was davon,
dass die Mitarbeiterin oder der Mitarbeiter sich im Urlaub erholt
und die Arbeitskraft wiederherstellt und fitt und munter zu Werke geht.
Soll er darauf verzichten?
Und außerdem haben wir selber den Anspruch auf Urlaub.
Auszeiten sind gerade heute noch viel wichtiger;
Leistungsdruck und Stress werden ja immer noch mehr.
Abgesichert ist dieser Anspruch - auch höchstrichterlich.

Die Bibel hat es schon gewusst: Die Apostel kehren einmal zu Jesus zurück
und berichten ihm, was sie alles in seinem Auftrag getan haben.
Da sagt Jesus zu ihnen: »Kommt jetzt mit, ihr allein!
Wir suchen einen ruhigen Platz, damit ihr euch ausruhen könnt.«
So stiegen sie in ein Boot und fuhren an eine einsame Stelle.

Müßiggang galt früher vielleicht mal als aller Laster Anfang.
Heute wissen wir es besser:
Muße, Erholung, Nichtstun - das ist ein Weg in die Freiheit.
Guten Rest-Urlaub also allen, die jetzt noch Ferien haben!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15925
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