SWR3 Gedanken

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Vielleicht. Es ist eines meiner Lieblingsworte – das „vielleicht“. Ein schweres Leichtgewicht unter den Worten. In dem „viel“ steckt die Fülle, das Ganze, der Überfluss. Und in dem „leicht“ die luftige Möglichkeit. Vielleicht stammt vom mittelhochdeutschen: Villichte und bedeutet vermutlich, möglicherweise und eben vielleicht.
Vielleicht kommt es ja doch nicht so schlimm. Vielleicht findet sich ja noch eine Lösung. Kommst du morgen? Vielleicht! Dieses kleine Wörtchen lässt Offenheit zu. Bringt Freiheit ins Leben. Wenn ich auf eine etwas freundlichere Art noch keine Ablehnung ausdrücken möchte. Das vielleicht ist der Lichtstrahl, der durch die halbgeöffnete Jalousie fällt, der Weg bis zur nächsten Abzweigung.
Das „vielleicht „ ist die Verlängerung im Spiel der Hoffnungen. Darum ist es auch kein Wort für Ungeduldige. Und auch keines für nüchterne Rechner oder
sogenannte Realisten. Im grellen Licht der Wahrheit zerschmilzt das federleichte „vielleicht“ wie eine Schneeflocke in der Sonne. Dieses kleine große Wort „vielleicht“ ist etwas für Blauaugen, für Idealisten. Für Menschen, die die Hoffnung einfach nicht aufgeben können oder wollen. Und das Leben in einer zauberhaften Schwebe halten. Zwischen Hoffen und Bangen, zwischen Wirklichkeit und Möglichkeit, zwischen Ja und Nein.
Vielleicht ist ja doch wahr, woran so viele Menschen glauben: an Gerechtigkeit und ein Leben nach dem Tod. Und vielleicht wird am Ende doch noch alles gut, schön oder wahr. Vielleicht...
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