SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

„Sollt ich meinem Gott nicht singen? Sollt ich ihm nicht dankbar sein?"
So beginnt ein Lied von Paul Gerhardt. Ich habe es in den letzten Wochen auswendig gelernt mit allen zehn Strophen, die im Gesangbuch stehen. Das ist nicht nur eine gute Gedächtnisübung. Das macht mir Freude. Starke Worte in mir haben, die nicht so schnell vom Zeitgeist weggefegt werden. Strophen die schon seit 350 Jahren gelernt und gesungen worden sind.
„Sollt ich meinem Gott nicht singen? Sollt ich ihm nicht dankbar sein?"
Für mich klingt das wie das Selbstverständlichste von der Welt. Was kann denn wichtiger sein, als dass ein Mensch Gott dankbar ist. Das stößt aber auf Widerspruch in unserer Zeit, wo viele gar nicht merken, dass sie Gott vergessen haben. „Gott, den gibt's doch nicht", hat jüngst ein Erstklässler im Religionsunterricht zu meiner Frau gesagt.
Andere drücken das etwas vorsichtiger aus: „Es muss schon irgendeine Macht hinter allem stehen."
Paul Gerhardt aber bleibt mit seinem Lied nicht im Ungefähren. Für ihn ist klar ist. „Ich singe meinem Gott, weil ich ihm dankbar bin." Und er fährt fort: In allem sehe ich, dass Gott es gut mit mir meint.
Das hat der Dichter als Kind des Dreißigjährigen Krieges nicht oberflächlich gemeint Er hat als Kind Mutter und Vater verloren. Von seinen eigenen Kindern sind mehrere gestorben.
Trotzdem hat er aus Bildern der biblischen Psalmen das schöne Bild gemalt:
„Wie ein Adler sein Gefieder über seine Jungen streckt,
also hat auch hin und wieder mich des Höchsten Arm bedeckt."
Auch wenn es schlimm war. Gott hat ihm geholfen, das Unglück zu ertragen. So hat Paul Gerhardt sei Leben verstanden.
Deshalb war es für ihn richtig und wichtig, dass wir Gott singen und ihm dankbar sind. Er schließt darum bis auf die letzte alle Strophen mit dem Satz:
„Alles Ding währt seine Zeit, Gottes Lieb in Ewigkeit."
Mir hilft dieses Lied zu begreifen, wie Gott auch mein Leben trägt und mir beisteht. Vielleicht hilft es ihnen ja auch. Probieren Sie es doch einmal. Sie finden das Lied im Evangelischen Gesangbuch. (Nr 325)

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15909
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