Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Jesus war auch nicht ganz normal. Als Familienmensch jedenfalls. Mit 12 Jahren ist er seinen Eltern abgehauen. Das war auf einer Pilgerreise, tausende von Leuten waren unterwegs. Als Maria und Josef ihn nach drei Tagen, schier verrückt vor Angst, im Tempel wiederfinden, sagt Jesus nur: Warum regt ihr euch auf? Ich musste im Haus meines Vaters im Himmel sein. Ich will gar nicht wissen, wie sein leiblicher Vater sich da gefühlt haben mag.
Viele Jahre später, Jesus war schon ein Mann, stößt er seine Familie noch einmal vor den Kopf. In der Gegend hält sich das Gerücht, Jesus sei verrückt geworden, weil er so merkwürdige Reden hält. Also kommt seine Mutter samt Geschwistern, um ihn nach Hause zu holen. Aber Jesus kommt nicht mit, stattdessen sagt er vor allen Leuten: Meine Mutter? Die den Willen Gottes tut, die ist für mich Mutter.
Für Jesus gibt es etwas Wichtigeres als die leibliche Familie: die Familie der Kinder Gottes. Menschen also, die vor allem ihrem Gewissen folgen, auch dann, wenn es dem Willen des Familienclans widerspricht. Von wegen Familienbande!
Für Jesus gibt es neben der leiblichen Familie noch eine andere Familie: die Gemeinschaft der Brüder und Schwestern, die nach Gottes Willen fragen. Die sich von ihrem Vaters im Himmel geliebt wissen. Und diese Liebe anderen weitergeben.
Ich habe auch so eine „geistliche Familie". Was wäre ich ohne meine geistlichen Väter und Mütter, ohne meine Geschwister im Glauben! Wie oft haben sie mir geholfen, dass ich meinem Gewissen treu bleiben konnte. Dass ich dem Wunsch meiner Familie standhalten konnte. Oder dem Druck von Vorgesetzten. Mit einem Vater im Himmel und Geschwistern im Glauben kann man viel Gegenwind aushalten. Dass die leiblichen Geschwister und Eltern das manchmal nicht so gut können, ist ganz normal. Das kommt in den besten Familien vor. So gesehen war Jesus dann doch ein ganz normaler Familienmensch.

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