SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Was macht Menschen wohl glücklicher: etwas zu verschenken oder selbst etwas geschenkt zu bekommen? Die meisten Menschen nicken eifrig: Klar etwas verschenken ist total schön. Aber mir geht es so: ich bin insgeheim doch lieber der Beschenkte.

Elisabeth Dunn ist eine kanadische Psychologin, die genau das erforscht hat. Sie hat dafür einen Versuch gemacht: Frau Dunn hat bei 600 US-Bürgern geklingelt und gefragt: „Wie geht es Ihnen heute?" Als Dank für die Auskunft hat sie 50 Dollar überreicht mit dem Hinweis: „Sie dürfen sich dafür kaufen, was sie wollen, allerdings spätestens bis heute Abend, dann rufe ich nochmal an."

An der nächsten Tür hat sie wieder mit ihrem Spruch geklingelt. Diesmal gab´s als Belohnung auch 50 Dollar, allerdings mit einer anderen Auflage: „Sie müssen das Geld für jemand anders ausgeben. Also einen Bettler beschenken, einem fremden Kind etwas kaufen oder irgendjemanden zum Essen einladen. Das Ganze bis spätestens heute Abend."

Als sie dann abends am Telefon wissen wollte, wie es den Beschenkten denn jetzt gehe, kam etwas Überraschendes heraus: Die den Auftrag hatten, das Geld zu verschenken hatten tatsächlich bessere Laune als diejenigen, die das Geld für sich selbst ausgeben durften.

Auch weitere Forschungen von Elisabeth Dunn haben gezeigt, dass die Menschen ihre Bedürfnisse meistens falsch einschätzen. Fast alle denken, sie seien glücklicher mit mehr Geld. Das ist so, weil unser Gehirn in einer Zeit programmiert wurde, als wir noch ständig Hunger hatten. Etwas verschenken bedeutete früher Lebensgefahr. Deshalb hat die Evolution die Menschen darauf getrimmt, erstmal für sich selbst zu sorgen.

Die Evolution hat uns also gut vorbereitet auf harte Zeiten. Aber die Studien von Elisabeth Dunn zeigen: Wer etwas für andere tut, der ist langfristig zufriedener.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15859
weiterlesen...