SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Bei dieser Meldung habe ich große Ohren bekommen: Margaret Leigh-Jones ist 91 Jahre alt und Radio-DJ. Zwei Mal pro Woche moderiert sie eine zweistündige Sendung und legt Platten auf. Wie kann das gehen? Weiß Margaret überhaupt, was an Musik gerade angesagt ist?

Braucht sie gar nicht, denn ihr Sender spielt nur Musik von vor 1960. Und da ist sie geradezu spezialisiert. Außerdem erzählt sie zwischen den alten Hits Geschichten aus ihrer Jugendzeit. Margaret sagt: „Ich erzähle zum Beispiel, wie wir im Krieg keine Nylonstrümpfe hatten und uns deshalb die Beine mit Sand eingerieben haben, damit sie gebräunt aussehen. Eine Menge Leute haben angerufen und ähnliche Geschichten erzählt."

Der Sender heißt „Angel Radio" und sendet aus Südengland. Er setzt voll auf Nostalgie: Musik, Moderatoren, Themen - alles für Senioren und auch von Senioren. Wenn man mal eine Weile reinhört merkt man den Unterschied zu anderen Wellen: Glenn Miller und Rock´n Roll Sound, vor den Nachrichten auch mal ein Märschchen und insgesamt geht alles ein bisschen langsamer zu als bei SWR3. Manchmal drückt auch jemand einen falschen Knopf und es gibt eine ungeplante Sendepause.

Kein Wunder, es arbeiten nämlich fast nur Ehrenamtliche bei Angel Radio, so wie die 91-jährige Margaret. Die ist überzeugt vom Nostalgie-Konzept. Und vor allem von der sehr persönlichen Note des Senders. Sie sagt: „Wir sind mehr als eine Radiostation. Ältere Leute können hier anrufen und Musikwünsche äußern. Aber sie bekommen auch Hilfe oder einen Rat." Und dann erklärt Margaret noch, was eine „Radio-Umarmung" ist: „Wenn jemand traurig ist, kann er bei uns anrufen. Wir versuchen dann zu trösten. Oft geht sogar jemand von uns dort hin und bringt einen Blumenstrauß vorbei."

Engel sind ja im eigentlichen Sinn „Boten Gottes". Das ist Angel Radio sicherlich nicht. Aber Engel sind auch gute Begleiter. Und in dieser Hinsicht macht Angel Radio seinem Namen alle Ehre.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15858
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