SWR3 Gedanken

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In einer ausrangierten Kirche in Münster ist Deutschlands erstes Seniorenwohnheim für Wohnungslose entstanden. Acht obdachlose und pflegebedürftige Senioren sind hier eingezogen. Einer von ihnen ist Hartmut. Er sagt: „Anfangs habe ich das hier langweilig gefunden, aber jetzt bin ich froh, dass ich hier bin."

Möglich wurde dieses Projekt, weil die Dreifaltigkeitskirche vor drei Jahren schließen musste. Die Pfarrgemeinde hatte den Unterhalt der Kirche nicht mehr finanzieren können. Ein Investor hat die Kirche daraufhin entkernt und fünf Etagen einziehen lassen. Im Erdgeschoss wohnen seitdem Hartmut und seine sieben Mitbewohner. Jeder in einem kleinen barrierefreien Appartement.

Mittelpunkt ist - ganz wie früher - der ehemalige Altarraum. Dort befindet sich heute die große Wohnküche, die sich alle teilen. Eine Hauswirtschafterin führt die Küche und bietet „ihren" Männern Frühstück, Mittag- und Abendessen an für zwei Euro pro Person. „Ich bin der Fixpunkt hier", sagt sie. „Meine Küche ist zugleich der Gemeinschaftsraum, in dem sich alle gern versammeln."

So tragisch es für manche Pfarrgemeinden ist, dass sie ihre Kirche verlieren - es hat manchmal auch sein Gutes. Mir ist aufgefallen, dass mit diesem Projekt ein Satz von Jesus so richtig mit Leben gefüllt wird. Beim Letzten Abendmahl kündigt Jesus seinen bevorstehenden Tod an. Er will seine Jünger trösten und versichert ihnen, dass er sie im Himmel wiedersehen wird. Er sagt: „Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Ich werde wieder kommen und euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin."

Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen - das ist hier so real geworden. Obwohl es Jesus natürlich in einem übertragenen Sinn gemeint hat. Und wie wenn der Bewohner Hartmut diesen Satz von Jesus kennen würde, sagt er noch: „Ich habe das Gefühl, ich bin hier im Paradies gelandet."

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15855
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