SWR4 Abendgedanken

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Ein Plakat: Die Erdkugel ist  hervorragend fotografiert. Man erkennt die Kontinente. Ein bunter Ball im Weltall. Darüber ein kurzer Satz. Prägnant und oft gehört: „Ausländer raus".  

Für die Erde sind wir alle Ausländer. Diese Provokation braucht man eigentlich nicht mehr zu kommentieren, das Plakat spricht für sich. 

Der Schrei der Erde: „Ausländer raus". Wahrscheinlich hat sie uns bald satt. Mit unserem kleinlichen nationalen Gehabe. Wir sind ein fremdenfreundliches Land, sagen die Politiker verschiedenster Couleur und meinen das je eigene.

Manchmal aus Überzeugung, manchmal je nach Auskunft der Marktforschung. Aber eine Prise Ausländerkritik ist doch höchst opportun, um Wahlen zu gewinnen. „Wehret den Anfängen" sagte mir eine Achtzigjährige immer wieder. Sie wusste genau warum. Mathilde Baez hieß sie und war nicht irgendjemand sondern die Schwester von Willi Graf. Er gehörte zur Weißen Rose, ist mit den Geschwistern Scholl von den Nazis hingerichtet worden. Vor genau 70 Jahren.  

Auf die Frage: Was würde Ihr Bruder heute tun, antwortet sie ohne viel nachzudenken. „Vor der Ausländerpanikmache warnen , sich gegen die Fremdenfeindlichkeit wehren." Ausländerunfreundlichkeit fängt nicht an mit den brutalen Schlägen deutscher Hooligans. Sie fängt an in den Köpfen und mit leichtfertigen Sprüchen. Mit dem Nicht-Einmischen Und mit dem Wegschauen. Mit der Feigheit. Als Christ habe ich Identität als Inhaber eines Passes und einer Geschichte.

Das ist unbestreitbar. Ich bin gerne Deutscher. Aber als Christ bin ich vor allem eines: Ein Geschöpf Gottes.  

Vor dem es nur ein einziges Volk gibt. Nämlich seines.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15833
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