Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Soweit es euch möglich ist, haltet mit allen Menschen Frieden! (Röm 12,18)
An den Satz musste ich vor Kurzem denken - im Schwimmbad. In den Freibädern ist ja gerade Hochbetrieb. Bei sommerlichen Temperaturen springen viele gern mal ins kühle Nass, wenn möglich schon morgens vor der Arbeit. Das macht nämlich gute Laune.
Aber da sind in diesen Tagen schon früh am Morgen viele Schwimmer unterwegs. Kaum ein Morgen ohne Zusammenstoß.
Wie bei meinem letzten Schwimmbadbesuch. Da wäre ich fast mit einem Schwimmer Kopf an Kopf zusammengestoßen. Ich konnte gerade noch ausweichen, gekracht hat's trotzdem- mit Worten. Ich war erschrocken, aber auch ärgerlich, weil mein Schwimmpartner sehr über mich geschimpft hat.
Und da habe ich an den Apostel Paulus gedacht mit seiner Empfehlung: Haltet wenn möglich Frieden.
Und im Wasser habe ich mich gefragt: Soll ich etwa ausweichen? Wegtauchen, auch wenn ich ungerecht behandelt werde, im Sinne von: Der Klügere gibt nach?
Vielleicht auch.
Paulus meint aber noch mehr. Er war Experte in Sachen Gemeinschaft. Mit Menschen und ihren Zusammenstößen kannte er sich aus. Und wusste deshalb: wenn man sich um sich selbst dreht und sehr mit sich selbst beschäftigt ist, dann trübt das den Blick. Wer recht hat und wer nicht, das ist dann oft nicht mehr klar zu unterscheiden.
Und genauso war das im Wasser. Da waren wir mit uns selbst beschäftigt, mit dem Atmen, mit den Schwimmbewegungen. Und die Sicht war eingeschränkt. Wer von uns beiden recht hatte von wegen: du musst ausweichen und mir Platz machen - ich weiß es bis heute nicht. Nicht mal die Bademeisterin wusste das. Die hatte ich nämlich später gefragt.
Die Karambolage im Schwimmbad ist im Grunde typisch für viele Karambolagen, die ich so habe. Oft ist man nämlich mit sich selber beschäftigt und der Blick ist getrübt.
Es ist gut, das zu wissen und sich den Ärger und Streit, wer wohl im Recht ist, zu ersparen. Frieden halten ist besser, da finde ich Paulus schon überzeugend.
Das klärt nämlich auch den Blick wieder.
Auf die anderen um einen herum und auf das, was es sonst noch zu entdecken gibt. Und das hebt die Stimmung.

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