SWR2 Wort zum Tag

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Was tun Sie, wenn Ihr Vermögen nicht mehr sicher ist? Die Finanzkrise macht für viele aus dieser allgemeinen Frage eine sehr konkrete: Wohin mit dem Ersparten, bevor es seinen Wert verliert?
Laurentius, Diakon der christlichen Gemeinde in Rom, stand im dritten Jahrhundert vor derselben Frage - wenn auch unter etwas anderen Vorzeichen. Unter Kaiser Valerian war die römische Gemeinde heftigen Verfolgungen ausgesetzt. Bischof Sixtus sollte hingerichtet werden. Und: Der Kaiser erhob Anspruch auf das Vermögen der Gemeinde. Was also tun?
Der Heilige Laurentius, dessen Gedenktag heute am 10. August ist, und sein Bischof Sixtus fanden einen eigenen Umgang mit dieser „Finanzkrise": Nach Sixtus Tod, so heißt es, verschenkte Laurentius die Ersparnisse der Gemeinde kurzerhand an die Armen. Dem Kaiser präsentierte er dann die Beschenkten als die wahren Schätze der Kirche. Kaiser Valerian hatte für diese Art von Krisenmanagement kein Verständnis. Nach der Legende soll der Heilige auf einem feurigen Rost zu Tode gequält worden sein.
Heiligenlegenden sind ein besonderes Genre - sie schmücken die historischen Geschehnisse, von denen sie berichten, gern phantasievoll aus. In Wirklichkeit wurde Laurentius wohl nicht geröstet, sondern enthauptet, und dass er während seines Martyriums noch launige Sprüche gemacht haben soll, zeugt von einem sehr eigenen Humor derer, die seine Lebensgeschichte überliefert haben.
Trotzdem finde ich die Geschichte von Laurentius und seinem Umgang mit der Finanzkrise der römischen Gemeinde bemerkenswert. Nicht, weil es einfach ein Modell zum Nachahmen wäre. Wer sein Erspartes für die Altersversorgung braucht, der wird diesen Weg nicht gehen - auch wenn dafür keine Feuerqualen zu befürchten sind. Leichtsinn ist nicht zu empfehlen.
Aber das Beispiel des Heiligen aus Rom erinnert daran, dass man mit Geld und Vermögen - und der Tatsache, dass man es eines Tages verlieren könnte - auch anders umgehen kann als nur voll Angst in die Zukunft zu sehen. Es kann helfen, auch selbst genau zu überlegen: Wofür möchte ich mein Erspartes verwenden, solange ich noch darüber verfügen kann? Wo kann ich damit wirklich etwas bewirken, etwas Gutes tun - nicht nur mir selbst und meinen Nächsten, sondern vielleicht auch noch ganz anderen Menschen?
Die Sternschnuppen, die jetzt im August besonders häufig zu sehen sind, hießen im Volksmund übrigens früher „Laurentius-Tränen". Vielleicht denken Sie ja an ihn - und seinen Umgang mit Geld - wenn Sie in diesen Sommernächten eine davon sehen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15790
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