SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Als ich es zum ersten Mal gesehen habe, konnte ich es kaum glauben: Wenn in Uganda Frauen mit Männern sprechen, sinken sie oft vor ihnen auf die Knie. Das gehört zu den Eindrücken, die mich bei meiner Reise durch das ostafrikanische Land vor kurzem stark befremdet haben. Besonders hat es mich irritiert, dass diese Unterwürfigkeit noch verstärkt gegenüber Priestern und Bischöfen zum Ausdruck kommt. Wie oft habe ich erlebt, dass die Frauen kniend mit den Geistlichen sprechen und diese ihnen im wahrsten Sinne des Wortes von oben herab begegnen - falls sie sie überhaupt zur Kenntnis nehmen und eines Blicks und eines Wortes würdigen.

Wenn überhaupt, dann müssten solche Zeichen der Ehrerbietung gerade umgekehrt geschehen. Die Hauptlast des täglichen Lebens, die Hauptverantwortung für das Wohlergehen der Familien tragen die Frauen. Überall ist das Straßenbild in dem ostafrikanischen Land geprägt von Frauen mit schweren Lasten auf dem Kopf - Kanister, in denen sie von der nächsten Pumpe oder dem nächsten Tümpel oft stundenlang das Wasser nach Hause tragen, das dann für den ganzen Tag reichen muss; oder Bündel mit Brennholz; oder Körbe voll mit Bananen und anderen Früchten, die sie manchmal in Tagesmärschen zum Markt bringen. Viele haben ein Baby auf den Rücken gebunden und halten weitere Kinder an beiden Händen. Und die Männer? - Sie gehen voraus, eine Machete oder eine Hacke in der Hand oder auch nichts. Und wenn man durch die Dörfer fährt, an den armseligen Hütten vorbei, dann sieht man die Frauen kochen oder bei der Feldarbeit, während die Männer abseits sitzen und Palaver halten.

Mit diesen Beobachtungen bediene ich keine Vorurteile und keine Klischees. Ebenso wenig, wenn ich sage, dass auch im kirchlichen Bereich die Kranken und die Alten zumeist von den Frauen, auch von den Ordensfrauen gepflegt werden, nicht von den schwarz gewandeten Klerikern; auch hier kümmern sich die Frauen um verwaiste Kinder oder gestalten das Gemeindeleben.

Wirklich weiterentwickeln kann sich ein Land wie Uganda erst, wenn diese Unterwürfigkeit von Frauen gegenüber Männern ein Ende findet. Frauen müssen ihre Rechte entdecken und diese aktiv wahrnehmen. Sie müssen darin gestärkt werden, sich der Ausbeutung und auch der Gewalt zu widersetzen. Sie müssen in die Schule gehen und Berufe erlernen können, damit sie eine andere Stellung in ihren Familien und in der Gesellschaft erhalten. Das ist eine der wichtigsten Aufgaben besonders der kirchlichen Entwicklungszusammenarbeit. Sicher müssen auch viele Geistliche anders mit den Frauen umgehen. Und dies alles ist ein langer Weg, dem starke Traditionen entgegenstehen.

Aber manche dieser Probleme gibt es ja nicht nur in Uganda.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15784
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