SWR2 Wort zum Tag

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Kinderträume (Uganda 1)

Kinder in Uganda haben Träume. „Wir versprechen, fleißig zu lernen, denn wir wollen einmal Ärzte werden, Präsidenten unseres Landes, Minister, Lehrer, Schwestern, Priester, Ingenieure, Banker und vieles andere." Das hat Namakula-Maria Theresa gesagt, die Schulsprecherin der St.-Theresia-Grundschule in Mayirye in Uganda. Von sehr weit her kommen die Kinder dorthin. Selbstbewusst hat das zwölfjährige Mädchen eine kleine Rede gehalten - vor uns deutschen Gästen, die zur Einweihung eines Schlaftrakts für Mädchen gekommen waren. Zehn Tage lang habe ich vor kurzem in einer dreiköpfigen Delegation aus der Diözese Rottenburg-Stuttgart Uganda bereist, um Projekte zu besuchen, die von der Diözese gefördert werden, und um neue Pläne der Zusammenarbeit zu besprechen.

Die Zukunftshoffnungen von Namakula-Maria klingen anrührend naiv. Und doch sind sie nicht unrealistisch. Der größte Reichtum des ostafrikanischen Landes, das zu den ärmsten weltweit gehört, liegt in seinen Kindern. Es ist für uns hierzulande kaum vorstellbar: der Altersdurchschnitt der ugandischen Bevölkerung liegt bei knapp 15 Jahren. Das hat natürlich viele Gründe: Die Menschen sterben früh, Aids, Krieg und der Terror früherer Machthaber haben große Teile der Erwachsenengeneration weggerafft. Das ist die eine Seite - die andere Seite ist der für uns kaum vorstellbare Kinderreichtum. Wo wir hingekommen sind, wurden wir von Scharen von Kindern begrüßt. Die entscheidende Chance für sie und damit für das ganze Land besteht darin, dass ihnen eine solide Schulbildung ermöglicht wird und dass sie für Berufe qualifiziert werden, mit denen sie einmal ihre Gesellschaft mit gestalten können.

Der ugandische Staat versagt hier fast völlig - wie in vielen anderen Bereichen auch. Umso mehr kommt den Kirchen eine immense Verantwortung zu. Und sie nehmen diese auch wahr; das haben wir an vielen Stationen unserer Reise gesehen. Besonders verdienen die Ordensfrauen gewürdigt zu werden. Wir wurden im Schatten riesiger Bäume von großen Schulgemeinden willkommen geheißen. Wir konnten sehen, wie junge Frauen aus den Slums der Städte zu Schneiderinnen, zu Friseurinnen, zu Fachfrauen für Catering ausgebildet werden und so eine Chance bekommen, angestellt zu werden und dem Teufelskreis von Armut, Prostitution und Verelendung zu entkommen. Wir waren in hoch gelegenen Bergdörfern, in denen in strohgedeckten Lehmhütten unterrichtet wird. Und überall Scharen von Kindern - zumeist in adretten Schuluniformen, manchmal auch zerlumpt und schmutzig; aber immer neugierig, offen, fröhlich. Lediglich die kleinen Kinder hatten manchmal Angst vor uns; Menschen mit weißer Haut hatten sie zuvor noch nie gesehen.

Wie sehr wünsche ich diesen jungen Menschen, dass viele ihrer Träume einmal wahr werden.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15783
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