SWR3 Gedanken

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Kann man sich bei einem Versprechen versprechen? Und warum hat eigentlich ein so wichtiges Wort zwei gegensätzliche Bedeutungen? Das ist irgendwie schräg.

Einerseits wird das Wort „Versprechen" ja als Bestätigung verwendet. Wenn ich ein Versprechen gebe, dann will ich damit ausdrücken, dass ich mich dazu verpflichte, etwas zu tun. Ich will damit jemandem zeigen, dass er sich auf mich verlassen kann und ich mein Wort halte.

Andererseits bedeutet versprechen aber auch genau das Gegenteil. Dass ich nämlich etwas gesagt habe, was ich so gar nicht sagen wollte. In diesem Fall hab ich mich einfach versprochen. Damit drücke ich aus, dass ich nicht das gesagt habe, was ich gemeint habe oder dass ich aus Versehen die Silben vertauscht habe.

Das ist doch seltsam. Ich könnte jetzt natürlich losrennen und die Wortherkunft von „versprechen" in einem Wörterbuch nachschlagen. Aber zu wissen, woher das Wort kommt, bringt mich hier auch nicht weiter. Viel interessanter finde ich, dass es das tatsächlich gibt: Ein und dasselbe Wort mit genau der gegensätzlichen Bedeutung.

Das zeigt doch, wie schwierig es eigentlich ist, das zu sagen, was man wirklich meint. Erstaunlich, dass Menschen trotzdem durchschnittlich 16000 Wörter pro Tag sprechen. Zumindest ist das das Ergebnis einer Studie der Universität von Arizona. 16000 Wörter pro Tag. Und dann so seltsame Wörter wie „verprechen". Also da wundert es mich gar nicht, dass es zwischen uns Menschen ständig zu Missverständnissen kommt.

Besonders schwierig finde ich es, manche Gefühle richtig auszudrücken. Welche Worte wähle ich, wenn ich liebe? Welche, wenn ich enttäuscht bin? Welche, wenn ich ...naja, da fehlen mir jetzt die Worte. Gerade die Dinge, die einem am wichtigsten sind, sind doch am schwierigsten auszudrücken. Aber vielleicht sollte man sich bei kleinen Missverständnissen nicht gleich  umdrehen, weggehen oder gar durchdrehen.

Vielleicht könnten wir einige Missverständnisse vermeiden, wenn wir bei unseren Ausdrücken öfter mal ein Auge zudrücken würden. 

 

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