SWR2 Wort zum Tag

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An einem 31. August soll er gestorben sein, Matthias Grünewald. Der Renaissance-Künstler aus dem 16. Jahrhundert, der seine Werke kaum oder gar nicht signiert hat. Warum? Im Mittelalter galt das „Bescheidenheitstopos". Nur wer sich zurücknimmt, lässt sein Werk bedeutsam werden. Eigenlob nicht ganz ausgeschlossen.

Der Maler Grünewald war damit seiner Zeit ganz nah. Die Botschaft seiner Werke war ihm wichtiger als der Rummel um seine Person. Seine religiöse Kunst soll wirken. Wie zum Beispiel im Bild der „Stuppacher Madonna". Die sogenannte „Stuppacher Madonna" ist in der Gemeindekirche von Stuppach bei Bad Mergentheim auf einem Altarbild zu bewundern. Das Besondere an diesem Bild: Maria lächelt. Sie lächelt so zart und sanft, das mich das anrührt.

Maria trägt auf diesem Bild keine Krone auf dem Kopf, sondern ihr Kind auf dem Arm: Jesus. Und er ist es auch, den sie anlächelt. Alles was sie hat, ihren ganzen Stolz, zeigt sie damit dem Betrachter. Sie trägt ihren Sohn auf Händen. Das ist ihre Botschaft. In aller Bescheidenheit.

Das Kind Jesus wiederum lächelt die Mutter an. Das Lächeln Jesu wird in der Kunstgeschichte gerne als göttliche Weisheit und Gelassenheit gedeutet. Vielleicht hat Jesus auf dem Bild deshalb das Gesicht eines Erwachsenen.

Und noch etwas: Aus der Hand seiner Mutter nimmt er einen roten Granatapfel. Dieser steht für Schönheit, für Leben und für Fruchtbarkeit.

Und damit ist der Granatapfel auch ein Symbol für Jesus und sein Leben, für seine - Frohe Botschaft - an uns Menschen.

Für mich heißt das: Die Kirche, die Gemeinschaft der Glaubenden, soll diesen Granatapfel annehmen aus Jesus Hand und seine Botschaft weitertragen. Jeder ist eingeladen, die frohe Botschaft möglichst glaubwürdig zu verkünden und zu leben.

Vielleicht ist der Granatapfel aber auch nur ein Geschenk, das Maria für ihren Sohn aufgesammelt hat und ihm damit eine Freude machen will. So wie das Kind eine Freude, ein Geschenk für sie als Mutter ist. Übrigens: Matthias ist hebräisch und heißt übersetzt: Geschenk Gottes.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15775
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