Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Eine Liebe in schwerer Zeit 

Franz und Franziska - das ist eine Liebesgeschichte. Sie spielt in St. Radegund, einem kleinen Bauerndorf in Oberösterreich. Auf der Kirmes lernt der 28jährige Franz Jägerstätter die sechs Jahre jüngere Franziska kennen. Es ist Liebe auf den ersten Blick. Nach kurzer Verlobungszeit heiraten die beiden am Gründonnerstag 1936.

Franz und Franziska sind gläubige Katholiken. Sie besuchen regelmäßig den Gottesdienst, lesen fast täglich in der Bibel. Franziska bringt drei Töchter zur Welt. Franz ist ein liebevoller Vater. Unbekümmert schiebt er den Kinderwagen, das hatte noch kein Mann in St. Radegund getan! Überhaupt: der Jägerstätter hat seinen eigenen Kopf. Das merken die Dörfler auch, als Hitlers Wehrmacht Österreich besetzt. Franz stimmt beim Volksentscheid als einziger im Ort gegen den „Anschluss".

Kurz vorher hat Franz Jägerstätter ein Schlüsselerlebnis. In einem Wachtraum sieht er eine Eisenbahn, auf die viele Leute aufspringen wollen. Und dabei hört er eine Stimme: „Dieser Zug fährt in die Hölle!" Franz erkennt in ihm den Nationalsozialismus. Als überzeugter Christ kann er das gottlose Regime nicht unterstützen.

Nach einer kurzen Grundausbildung kehrt Franz auf seinen Bauernhof zurück. Franziska hofft, dass er im Krieg nicht einberufen wird. Vergeblich. 1943 kommt der Stellungsbefehl. Franz verweigert den Dienst an der Waffe. Damals ein sicheres Todesurteil. Franziska schreibt ihm Briefe in die Haft. Ja, sie kann ihren Mann im Berliner Gefängnis besuchen. Ganze 20 Minuten bleiben ihnen.

Franziska weiß, dass ihr Franz seinem Gewissen folgen wird. Sie akzeptiert seine Entscheidung. Und so stirbt Franz Jägerstätter unter dem Fallbeil.

Franziska bleibt mit den Kindern zurück. In St. Radegund hat sie einen schweren Stand. Aber sie verteidigt ihren Franz. Der war kein Drückeberger! Er hat dem Bösen tapfer widerstanden.

Spät erlebt sie, wie Franz rehabilitiert wird. Franziska ist dabei, als die Kirche ihn 2007 als Märtyrer selig spricht. In seinem Abschiedsbrief hatte Franz geschrieben: „Lebet wohl, alle meine Lieben (...) Wir werden uns durch Gottes Gnade im Himmel wiedersehen!"

In diesem Jahr ist Franziska Jägerstätter gestorben, wenige Tage nach ihrem 100. Geburtstag.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15766
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