SWR2 Wort zum Tag

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Ein Traum in weiß, der Hochzeitsmarsch, kleine Mädchen, die Blumen streuen, die selbst entworfenen Trauringe - und dann die Frage: „Wollt ihr im Vertrauen auf Gottes Güte und Treue in der Ehe einander annehmen und füreinander da sein, solange ihr lebt, so antwortet: Ja.. Gott helfe uns". Und die Antwort: „Ja!" - oder sollte man doch lieber: „Nein!" Sagen?

Warum heiraten? Warum Kinder und Familie? Martin Luther war überzeugt davon: Diesen Schritt muss man sich gründlich überlegen. Luther wusste, was Männer vom Heiraten abhält. Nämlich 1. „die wunderliche Weise der Weiber", 2. das Geschrei der kleinen Kinder, 3. die größeren Ausgaben.  Sollte man sich, so fragt er, der „Knechtschaft solcher Übel" tatsächlich unterwerfen? Das Kindergeschrei - Luther selbst hatte sechs Kinder - war ja vor 450 Jahren nicht leiser. Merkwürdig waren „Weiber" in den Augen der Männer auch damals. Sie redeten immer dann, stellte Luther fest, wenn sie besser schweigen sollten. Heute könnte man ergänzend hinzufügen: die Männer schweigen immer dann, wenn es besser wäre zu reden. Und schließlich: Familie kostet Geld: Kleider, Essen, Trinken, Wohnen, das alles will ja erst einmal finanziert werden.

Wenig ermutigend sei der Blick auf andere Ehepaare. Die Ehen waren damals nicht besser als heute. „Es findet sich allezeit Zank und Hader im Ehebett." Neben „Zank und Hader" sei es die Untreue, die dunkle Schatten auf die Ehe wirft. Seitensprünge sind keine moderne Erfindung. Luther erklärte klipp und klar: „Der mehrere Teil derer, die ehelich sind, lebt im Ehebruch." Die meisten Eheleute sind eben nicht lieb zueinander und nicht einmal treu. Das verdirbt das Zusammenleben von Grund auf. Warum?

Eine Frau und ein Mann sind leicht genommen, schreibt Luther, aber stets liebzuhaben, das sei schwer. Auch wenn wir Treue versprechen, Liebe schwören, mit unserer quecksilbrigen, unbeständigen Natur  können wir uns kaum auf uns selbst verlassen. „Wenn's übel gerät, so ist's die Hölle", schreibt Luther.

Und trotz alldem heiraten? Ja doch. Heiraten ist kein „Scherz oder Kinderspiel". Und Ehe nicht immer der Himmel auf Erden. Wenn es aber gut geht, - so viel kann ich nach über 30 Jahren sagen - dann ist es einfach wunderbar, nach Hause zu kommen und hören: „Schön, dass Du wieder da bist."

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