SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

"kreatives Verlaufen" so nenne ich meine Methode, fremde Orte und Menschen kennenzulernen. Sie ist sehr einfach: Ohne Plan durch die Gegend laufen, dabei die Augen offen halten und sich nicht zu schade sein fremde Menschen  anzusprechen.

So habe ich schon oft entdeckt, wo man lecker essen kann, habe schon Galerien mit skurriler Kunst gefunden die kürzeste Strecke von der Jugendherberge zur S-Bahn. Zugegeben diesen Weg hätte ich mit einem Blick auf dem Stadtplan schneller gefunden.

Aber das wichtigste, finde ich, sind ja die Menschen, denen ich begegne. So habe ich schon ein verliebtes Paar in Elektrorollstühlen kennengelernt, ein paar schwedische Jungs, die Autos überführt haben oder einem Mann, der technische Zeichungen für Erfinder macht. Wusste ich auch vorher nicht, dass es sowas gibt.

Kreatives Verlaufen heißt für mich: Kennenlernen und nicht ein schlichtes von A nach B kommen. Mit anderen Worten: Der Weg ist das Ziel.

Für manche ist dieser Spruch ja eine Ausrede, dass sie niemals ankommen und auch niemals irgendwo ankommen müssen. Ich finde, dann haben sie ihn falsch verstanden. Denn der Weg ist erst das Ziel, wenn ich aus dem Weg etwas mache, wenn ich den Weg und mich besser kennenlerne. Menschen, die pilgern, die kennen das gut. Der Weg verändert die Menschen und die Menschen verändern den Weg. So gesehen, ist „kreatives Verlaufen" die kleine Form des Pilgerns. Um einen Ort, die Menschen und sich selbst kennenzulernen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15721
weiterlesen...