Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Ich weiß gar nicht, womit ich diese Liebe eigentlich verdient habe“, sagt mir eine Frau, deren kleines Kind sich an sie drückt und kaum mal einen Meter von ihr weicht.
Ja, ich glaube, das ist etwas ganz Besonderes an kleinen Kindern, dass sie ihre Eltern lieben, einfach so, ohne dass sie dafür irgendwelche Voraussetzungen erfüllen müssten.
Diese Liebe ist wirklich völlig unverdient. Das macht kleine Kinder für mich auch zu so einem Gottesgeschenk: in ihnen erkenne ich etwas von der Liebe Gottes wieder.
Man verdient die Liebe eines Kindes nicht, aber man kann sie eines Tages sehr wohl verlieren.
Irgendwann sind kleine Kinder erwachsen und unabhängig. Dann sehen sie uns mit anderen Augen an: kritisch und wachsam. Und sie gehen mit uns ins Gericht. Sie hinterfragen, ob wir uns als Eltern bewährt haben. Und sie tun eine Rechnung auf, wo sie sich von uns im Stich gelassen gefühlt haben, nicht genügend beachtet, ungerecht behandelt. Und manche kommen zu dem Schluss: die Beziehung zu meinen Eltern ist es nicht wert, sie noch weiter aufrecht zu erhalten.
Das ist hart, und für die Eltern oft völlig unverständlich. Als Eltern können wir uns dann nur fragen: Was ist hier eigentlich so falsch gelaufen, dass mein Kind nichts mehr von mir wissen will? Und nur wenn ich dahinter komme - und das ist ein sehr schmerzvoller Prozess – gibt es vielleicht noch eine Chance, etwas von der Liebe von einst zurück zu gewinnen.
Das ist der große Unterschied zwischen Menschenliebe und Gottesliebe:
Zwar verlangt auch Gott uns etwas ab, und wir sollen uns um seiner Liebe willen bewähren. Aber er wendet sich nicht von uns ab, wenn wir versagen. Seine Liebe ist auch noch da, wenn wir die Liebe unserer Kinder verloren haben. Und seine Liebe begleitet uns gerade dort, wo wir ganz wahrhaftig werden und sehen, was wir falsch gemacht haben und es uns bitter leid tut.
Diese Liebe ist so unverdient, wie die Liebe eines kleinen Kindes. Aber sie ist unverbrüchlich. Denn „die Liebe hört niemals auf“ (1.Kor 13,8).
https://www.kirche-im-swr.de/?m=1568
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