Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Sommerzeit ist Nachbarschaftszeit. Straßenfeste überall, öffentliches Grillen, die Kinder spielen auf der Straße, man grüßt sich von Balkon zu Balkon oder auch über die Hecke. Klar, es gibt Streitigkeiten unter Nachbarn. Und zwar nicht zu knapp. Manche landen vor Gericht, vergiften das Klima, machen ein gemeinsames Leben kaum noch möglich. Zum Glück gibt es aber auch noch anderes: nämlich gute Beziehungen zwischen Nachbarn. Man kennt sich, hilft sich, redet miteinander. Das muss nicht tief gehen. Und muss auch nicht dabei enden, dass man jeden Abend zusammenhockt. Aber Nachbarn beim Namen kennen, ein paar Worte wechseln können, all das gibt es - und es tut gut. Im Sommer zeigt sich in besonders deutlich, wie gut es ist, dass es Nachbarn gibt. Denn was mache ich, wenn ich die Sommerzeit für ein paar Ferientage nutze? Ich sag es Nachbarn. Frage, ob sie sich um das Kaninchen und die Blumen kümmern können. Ein bisschen Futter, ein bisschen Wasser und alle paar Tage die Post aus dem Briefkasten holen - das ist keine große Arbeit. Aber wer soll sie tun, wenn nicht die nette Nachbarin von gegenüber, oder der Nachbar im Haus nebenan?

Und ich mache das auch gerne, wenn ich gefragt werde. Es kostet mich wenig - und es hält uns zusammen, schafft Verbindung und Nähe. Ich merke, dass mir das wichtig ist. Ich bin kein Mensch, der alleine lebt und alleine leben will. Mir tut es gut, mit den Nachbarn zu plaudern und ab und zu mal zu helfen, wenn es nötig ist.

Dass der Mensch andere braucht, das erzählt auch die Bibel ganz zu Anfang. Gott, so erzählt es das Schöpfungsgedicht, schafft den Menschen. Schafft Pflanzen und Tiere. Und er stellt trotzdem fest, dass etwas fehlt. Ein anderer Mensch. Wörtlich heißt es: „Da sprach Gott: Es ist nicht gut, dass der Mensch alleine bleibt." Und er schafft einen weiteren Menschen. Sicher: Von Nachbarn ist hier nicht die Rede. Aber davon, dass Menschen andere Menschen brauchen, dass sie aufeinander angewiesen sind. Das erfahre ich in der Partnerschaft, das erfahre ich aber auch tagtäglich im Gespräch, in der Begegnung mit Nachbarn.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15672
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