SWR3 Gedanken

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Jesus von Nazareth war auch ein Heiler, ein Therapeut seiner Zeit. Und der heilsame Aspekt des christlichen Glaubens ist zeitlos aktuell. Wenn ich darauf schaue, wie Jesus mit den Menschen umgegangen ist, dann kann ich mir einiges zum Vorbild nehmen. Zuallererst: Er war präsent, ganz da, wenn er mit einem Menschen gesprochen hat. Mit viel Einfühlungsvermögen und der Fähigkeit, sich auf den Einzelnen einzustellen. Mal sanft, mal fordernd, mal Geborgenheit schenkend.

Allein, dass er sich auf einen Menschen eingelassen hat, hat diesem schon gut getan. Und in diesen Begegnungen ging es immer ums Wesentliche: wer bist du, wie lebst du und was macht das mit dir? Jesus muss eine unbeschreibliche Fähigkeit gehabt haben, die Menschen in ihrem Innersten zu erkennen, in ihrem Innersten zu berühren. Er hat sie aber nicht nur innerlich berührt, sondern manchmal auch körperlich um sie seine Nähe spüren zu lassen. Und um ihnen zu zeigen wie wertvoll sie sind, selbst die Unantastbaren. Diese innere und äußere Berührung hat die Selbstheilungskräfte der Menschen angezapft. Sie spüren lassen, dass das, was sie gesund macht schon in ihnen steckt. Jesus hat sie aufgerichtet, wenn sie gebückt waren, ihnen die Augen geöffnet, wenn sie blind waren für sich selbst oder die anderen. Hat sie hören lassen, wenn der Lärm sie taub gemacht hat und sie dann - und das ist für mich das Schönste des Umgangs Jesu mit den Menschen: frei gegeben. Immer wenn ein Mensch in der Begegnung mit Jesus heil geworden ist, hat er zu ihm gesagt: „...und jetzt red' nicht darüber und geh' nach Hause." Im griechischen Urtext der Bibel heißt das  nach Hause gehen „Eis ta idia" und das bedeutet „Geh' in dich, bleib' in dir, sei du selbst und lebe dein Leben, so wie es gut für dich und die anderen ist. Denn genau so hat Gott dich gewollt...

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