Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Atme in uns, Heiliger Geist!" - mit dieser Bitte beginnt eines der Lieder im „Eingestimmt.", dem Gesangbuch der Alt-Katholischen Kirche. „Atme in uns!" und nicht ‚Atme Dich durch!' oder ‚Atme Dich frei!' oder gar ‚Hechle, bis Du bei Gott bist!'

Mit jedem Atemzug, den ich in meinen Körper einsauge, nehme ich die Welt in mir auf, ‚atmet es in mir'. Ich nehme vieles in mir auf: Energie, Freude, Hoffnung, Lebenskraft - dadurch, dass es ‚in mir atmet'. Mit jedem Ausatmen lasse ich dann wieder los, ich befreie mich von alltäglicher Hast, von zig Notwendigkeiten. Ich atme aus und lasse los, was mich gefangen hält und einengt.

Die meisten Atemzüge unseres Lebens machen wir so, dass es uns nicht bewusst ist, was da passiert, und es ist gut so. Es atmet in uns, wir atmen ganz automatisch - wenn wir gesund sind.

Hin und wieder ist es sicherlich gut, wenn wir aufmerksam sind, wenn wir im Augenblick wahrnehmen, was da geschieht, mit jedem Atemzug, mit jedem Einatmen und mit jedem Ausatmen.

Als Mensch, der an Gott glaubt, möchte ich noch weitergehen:

Mein eigener Körper wird zu einem Ort, der empfänglich ist für Gott, ich darf mich spüren als Teil der Schöpfung, als kleiner Teil eines großen Ganzen.

„Atme in uns!"

Ich atme, es atmet in mir, in uns - fast von allein, und doch nicht ohne unser Zutun. Ich kann es als Geschenk erfahren, was da in mich strömt, was mich lebendig hält und neu belebt.

Ich atme ein und ich lasse los, immer und immer wieder - selbstverständlich und doch genau das nicht.

Ich wünsche uns einen Tag zum Einatmen und zum Ausatmen, zum Atem spüren.

Ja: „Atme in uns, Heiliger Geist!"

 

 

 

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15649
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