SWR2 Wort zum Tag

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Der Multikulti-Typ als Pionier des Christentums. So könnte man den Apostel Paulus wohl heute nennen. Vor cirka 2000 Jahren ist er in Tarsus geboren, in der heutigen Türkei. Eine spannende Zeit war das damals. Verschiedenste Religionen und philosophische Strömungen begegnen einander. Gleichzeitig wird Griechisch zur führenden Sprache, und das Römische Reich vereint die Mittelmeervölker. Paulus ist Jude, und zwar ein überaus traditionsbewusster, zudem ein intensiv religiöser Mensch, der zur strengen jüdischen Richtung der Pharisäer gehörte. Paulus kann Griechisch und kennt sich aus im griechischen Denken und der griechischen Kultur. Deshalb ist er dann mehr als jeder andere Apostel in der Lage, das Evangelium zu übersetzen für Menschen verschiedenster Mentalität und Bildung.
Aber genau das wird für ihn zur Zerreißprobe. Denn aus voller Überzeugung hat Paulus zunächst das Christentum bekämpft - er ist dicht dabei, als Stefanus gesteinigt wird, der erste christliche Märtyrer. Aber dann erlebt er etwas, das ihn tief erschüttert. Er findet inneren Zugang zu Jesus. In dem Mann aus Nazareth, der am Kreuz gestorben ist, erkennt Paulus Gott. Auf ihn setzt er von jetzt an all seine Hoffnung. Bis dahin hatte Paulus vor allem versucht, ganz genau die religiösen Gesetze zu befolgen, und gehofft, auf diese Weise Gott für sich zu gewinnen. Jetzt setzt er sein ganzes Vertrauen auf Gott. Dadurch verändert sich sein Gottesbild gewaltig. Gott rettet die Menschen aus Gnade und nicht aufgrund irgendwelcher moralischen Verdienste. Es braucht viel Vertrauen, sich von Gott alles schenken zu lassen. Paulus ruft dabei nicht zu unmoralischem Verhalten auf. Er sagt nicht: es ist egal, was ihr tut. Aber für ihn ist jetzt die Liebe Gottes die stärkste, die entscheidende Kraft. Und so schreibt er in seinem Brief an die Römer am Ende des 8.Kapitels Sätze, die zum Tröstlichsten in der ganzen Bibel gehören:
„Was kann uns scheiden von der Liebe Christi? Bedrängnis oder Not oder Verfolgung, Hunger oder Kälte, Gefahr oder Schwert?...Ich bin gewiß: Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges können uns von der Liebe Gottes trennen, weder Gewalten der Höhe oder Tiefe noch irgendeine andere Kreatur können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn." (Röm 8,35ff)

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15621
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