Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Es klingelt an der Tür. Mein Nachbar Stefan steht draußen und strahlt. Er hält mir einen Brief hin.
„Das", sagt er, „das ist ein Stück Himmel." Ich schaue ihn ratlos an. Und er erzählt:
„Du weißt doch: Ich habe mich bei der Werkstatt in Eisenberg beworben. Das war ja schon ein Wunder, dass die mich überhaupt eingeladen haben. Zum Vorstellungsgespräch.
Du weißt ja, dass mein Zeugnis nicht so gut ist. Ich habe doch immer so Probleme in Prüfungen. Da bekomme ich nichts auf die Reihe. Mir fallen dann die einfachsten Sachen nicht mehr ein."
„Ja, Stefan," sage ich, „das weiß ich doch alles. Erzähl weiter!"
„Jedenfalls war ich doch letzten Montag da", sagt er. „Und wieder - wie immer. Kaum fängt der Chef an, mich was zu fragen: totaler Black Out. Nichts geht mehr. Da habe ich schon gewusst: O.K., auch diese Chance hast du wieder vermasselt.
Aber der Chef hat auf einmal gesagt: ,Gut, genug Theorie! Jetzt wollen wir mal die Praxis sehen.'
Dann hat er mich in die Werkstatt mitgenommen und hat gesagt:
,Da steht das Auto. Es fährt nicht, aber warum nicht?'
Da bin ich neugierig geworden. Ich habe mir das Ding mal angeschaut und losgelegt. Irgendwie hatte ich so eine Ahnung, was es sein könnte. Weißt du, bei meinem Onkel Willi..."
„Ja, schon gut", sage ich, „ich weiß, dein Onkel Willi, jetzt aber mal weiter im Text. Was hat das alles mit dem Himmel zu tun?"
„Naja," sagt Stefan, „irgendwie habe ich jedenfalls diesen Wagen zum Laufen bekommen. Aber der Chef hat keine Regung gezeigt. Und schon war die Prüfung zu Ende und ich war entlassen. Noch nicht mal eingestellt und schon entlassen."
„Ja, und", sage ich, „was hat das alles mit dem Brief zu tun? Und mit dem Himmel?"
„Dieser Brief", sagt Stefan und hält ihn hoch, „dieser Brief ist die Antwort auf meine Gebete.
Hör zu:
,Sehr geehrter Herr Schneider, Ihre praktische Arbeit hat uns sehr imponiert. Wir haben uns deshalb entschlossen, Ihnen eine berufliche Zukunft in unserem Betrieb anzubieten.'"
Er strahlt mich an: „Endlich habe ich wieder einen Job. So viele Bewerbungen, so viele Hoffnungen und endlich hat es geklappt. Das ist mein Stück Himmel."
„Komm ", sage ich, „das müssen wir begießen."

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