SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

„Es ist mit uns wie mit dem Schilf, das im Fluss wächst. Schwillt der Fluss an, so wird es heruntergedrückt und neigt sich. Das Wasser fließt darüber, ohne es zu knicken. Hört die Überflutung auf, so richtet sich das Schilf wieder empor und wächst in seiner Lebenskraft lieblich uns schön." Ein wunderbares Wort von Elisabeth von Thüringen, typisch für ihr ganzes Leben. Wir feiern ihren 800. Geburtstag. Als ihr geliebter Mann, Landgraf Ludwig IV., 1227 zu Beginn des Kreuzzuges starb, ist Elisabeth wortwörtlich für immer heruntergekommen. Denn durch ihre Verwandtschaft war sie von der Wartburg vertrieben worden, um ihr Erbe musste sie kämpfen. Sie lebt als Arme bei den Armen – helfend, pflegend, tröstend und vor allem betend.
Unter ihrem geistlichen Begleiter, Konrad von Marburg, hatte sie oft sehr zu leiden, so streng und rigoros waren seine Vorschriften, heute kaum nachzuvollziehen. Einmal hatte er Elisabeth wegen vermeintlichen Ungehorsams körperlich gezüchtigt, böse geschlagen. Unsereiner hätte vielleicht zurückgeschlagen, von Gottergebung wohl keine Spur. Aber Elisabeth reagiert auch hier mit unglaublichem Gottvertrauen – zum Beispiel durch den Vergleich mit dem Schilf in der Wasserströmung. So flexibel im Fluss, so fest verwurzelt im Erdreich, so kraftvoll zum Licht wachsend – so ist es für Elisabeth mit dem Glauben. „Was Gott tut, das ist wohlgetan, es bleibt gerecht sein Wille“, heißt es im Kirchenlied. Solcher Glaube hat sich gerade in schweren Zeiten zu bewähren. Elisabeth spricht, ganz wie ihr großes Vorbild Franz von Assisi, von Demut. Wörtlich übersetzt heißt das: geerdet sein, in Gott verwurzelt, fest auf dem Boden der Tatsachen. So wie Gott in Jesus zu uns heruntergekommen ist, so ist die Königstochter und Landgräfin zu ihren armen Landsleuten herabgestiegen, eine wirkliche Landesmutter. In Gottes Liebe geborgen, ganz auf der Spur Jesu, kann sie auch in härtesten Prüfungen und Nöten so gelassen bleiben, so flexibel wie der Schilf bei der Überschwemmung. „Hört die Überflutung auf, so richtet sich der Schilf wieder empor und wächst in seiner Lebenskraft lieblich und schön.“ Das lässt sich an der Biographie Elisabeths beispielhaft lernen.
Wenigstens etwas von ihrer großen Zuversicht und Gelassenheit, von ihrem Gottvertrauen, wünsche ich ihnen und mir.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=1560
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