SWR2 Wort zum Tag

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Sprichwörtlich ist das Rosenwunder. Elisabeth, die junge Landgräfin, steigt wieder einmal von der Wartburg herunter, um persönlich armen Leuten zu helfen. Wortwörtlich heruntergekommen ist sie. Längst muss sie sich deshalb heftige Kritik ihrer fürstlichen Verwandten gefallen zu lassen. Eine regierende Landgräfin hat, so sagen ihre Kritiker, bei ihresgleichen zu bleiben, auf der Burg mit Minnesang und großen Festen. Wer oben ist, soll oben bleiben; wer unten ist, mag sich damit abfinden. Elisabeth ist anderer Meinung, ganz im Sinne Jesu. Als sie jetzt beim Abstieg von der Burg kontrolliert wird, geschieht das Unglaubliche: Brot und Käse unter ihrem Mantel sind zu Rosen geworden. Sie kann also nicht überführt und belangt werden.
In dieser Geschichte steckt wie im Stenogramm ein ganzes Leben. Dieses Jahr feiern wir Elisabeths 800. Geburtstag. Von früh an sorgte sie sich um die Armen; sie hilft nicht von oben herab, nicht nur mit Geld aus ihrem Erbe, nein mit persönlichem Einsatz und auf gleicher Augenhöhe mit den Bedürftigen - und nicht nur im Einzelfall, sondern strukturell. Im katastrophalen Hungerjahr 1225/26 nimmt sie sogar Gelder aus der Staatskasse dafür. Ihr geliebter Mann, Landgraf Ludwig der IV., unterstützt sie nach Kräften. Aber nach dessen frühem Tod eskaliert die verwandtschaftliche Entrüstung über Elisabeth. Sie wird mit ihren 3 Kindern von der Wartburg vertrieben – wortwörtlich heruntergekommen, nun selbst eine Arme unter Armen. Aber kein Wort der Bitterkeit, keinerlei Gejammer, ganz im Gegenteil, konsequent geht sie den Weg Jesu.
Das Rosenwunder geschieht täglich: aus äußerer Armut blüht in der Nachfolge Jesu tiefste Glaubensfreude auf, Gottesgewissheit und also kräftige Solidarität. Als Elisabeth nach zähem Erbstreit ihr Witwengut zurückbekommt, stiftet sie das Krankenhaus in Marburg, nicht zufällig Franz von Assisi geweiht. Dort ist sie selbst mit vollem Einsatz engagiert; alles verlangt sie sich ab. Sie stirbt schon mit 24 Jahren – arm und an der Seite der Armen und Kranken. Schon 4 Jahre nach ihrem Tod schrieb der Papst, der sie heilig spricht: „Man kann wohl sagen, dass außer Maria, der Mutter Gottes, noch keine Frau so viel Verehrung auf Erden gefunden hat wie Elisabeth.“ Solche Rosenwunder geschehen immer noch, vielleicht sogar heute.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=1559
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