SWR3 Gedanken

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Sechs blaue Müllsäcke, bis oben gefüllt mit Baguette und anderem Weißbrot. Beim abendlichen Spaziergang durch eine französische Stadt stehen sie plötzlich vor mir auf dem Gehweg. Am nächsten Tag wäre all das wohl unverkäuflich gewesen. Doch das Bild lässt mich nicht mehr los. Säcke voller Brot für den Müll. Rund 11 Millionen Tonnen Lebensmittel, die eigentlich noch brauchbar wären, landen jedes Jahr allein im deutschen Müll. Unter anderem, weil das Obst nicht mehr makellos aussieht, das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist. Oder weil wir uns verschätzt und einfach mal wieder viel zu viel eingekauft haben. 11 Millionen Tonnen. Das sind 30.000 Tonnen Tag für Tag, 1000 Lastzüge voll. Die traurigen Reste des Schlaraffenlands.
Die Gegenbilder von abgemagerten Hungertoten, die vor Jahren noch durch die Nachrichten gingen, sind Gott sei Dank verschwunden. Der Hunger ist es nicht. Er ist einfach nur weniger sichtbar geworden. Immer noch sind knapp eine Milliarde Menschen weltweit unterernährt. Hunger betrifft also jeden achten Menschen auf der Erde. Weiß Gott nicht nur in Entwicklungsländern.
Natürlich wird vom aussortierten Brot hier kein Hungernder in Asien satt. Aber in unserer Überfluss- und Wegwerfgesellschaft bewusster und achtsamer mit Nahrungsmitteln umzugehen, wäre schon mal was. Zumindest solange irgendwo auf der Welt noch Menschen hungern müssen. Das beginnt schon in meinem Einkaufswagen im Supermarkt.

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