SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Zachäus hat sich die Welt einmal von oben besehen.
Das war für ihn eine ungewöhnliche Perspektive, denn er war klein. Er war es gewohnt, dass andere auf ihn herabschauen.
Und das nicht nur, weil er klein war, sondern auch weil er einen Beruf hatte, über den die Leute die Nase rümpften.
Zachäus war ein Zöllner in der Zeit von Jesus. Und als Zöllner musste er mit der Besatzungsmacht, mit den Römern, zusammenarbeiten.
Das machte ihn unbeliebt bei den eigenen Leuten.
Deshalb haben die anderen auf ihn herunter geschaut.
Zachäus hatte nun gehört, dass ein Mann in die Stadt kommt, der etwas Besonderes war. Diesen Mann wollte er sehen. Aber es schien erst einmal alles schief zu gehen. Die Straßen waren voller Menschen. Ein kleiner Mann wie Zachäus hatte keine Chance, ihn zu Gesicht zu kriegen.
Deshalb ist Zachäus auf einen Baum geklettert. Und auf einmal hat die Welt für ihn anders ausgesehen: Er sah die Dinge von oben und war selber sichtbar. Er verschwand nicht wie sonst hinter seinem Amt.
Und dann kam dieser Mann. Jesus. Er hat den Zachäus auf dem Baum entdeckt und hat sich bei ihm zum Essen eingeladen.
Jesus wendet sich dem zu, der sonst von keinem beachtet wird. Er fragt nach dem, den die anderen sonst links liegenließen. „Der ist ein Sünder", hatten sie gesagt. „Wir können ihn nicht leiden. Wir geben uns nicht mit ihm ab!"
Jesus hat einen anderen Blick für ihn: Einen Blick in Freundschaft. Er fragt nicht, wie der andere ist und was er falsch gemacht hat. Er will ihm helfen. Helfen, dass es anders wird. Besser.
Damit macht er nun dem Zachäus noch einmal einen ganz neuen Blickwinkel möglich. Durch die Art wie Jesus ihn ansieht, ändert sich für ihn der Blick auf sein ganzes Leben. Auf einmal begreift er, worauf es wirklich ankommt. Auf einmal sieht er, was er tun könnte, damit es anders wird. Damit die anderen nicht mehr auf ihn herabschauen. Großzügig hat Zachäus daraufhin verteilt, was er hatte.
Sein Leben hatte eine neue Perspektive bekommen: Er wurde ein Freund der Menschen, weil einer ihn freundlich angeschaut hatte.

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