SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Manchmal lese ich die Partnerschaftsanzeigen in der Zeitung. Dabei staune ich, welch hohe Erwartungen an den zukünftigen Partner gestellt werden. Sie sollte „junggeblieben, humorvoll und natürlich" sein. Und er „sportlich, unternehmungslustig und naturverbunden". Und das alles für eine gemeinsame Zukunft in perfekter Harmonie. Aber oft kommt es anders als erhofft, nicht nur, wenn man sich per Anzeige gefunden hat. Nach ein paar Jahren miteinander entdeckt man plötzlich: Er ist nicht so, wie ich ihn mir wünschte. Sie ist doch nicht die Idealpartnerin für mich. Manche wechseln dann den Partner in der Hoffnung, das nächste Mal das ganz große Glück zu finden.
Dann frage ich mich: Verlangen die Menschen zu viel voneinander? Sind unsere Ansprüche zu hoch geworden?
Ein Blick in die Bibel zeigt Überraschendes. Der erste Mann, von dem die Bibel erzählt, heißt Adam. Er lebt allein im Garten Eden. Er ist einsam. Gott sieht das. Darum erschafft er die Eva. „Ich habe dir eine Hilfe gemacht, die dir entspricht", sagt Gott zu Adam.
Ich verstehe das so: Mann und Frau sind dazu da, sich gegenseitig zu helfen, das Leben zu meistern. Und nicht, um sich gegenseitig die Bilder auszufüllen, die sie voneinander im Kopf haben. So nüchtern sieht die Bibel auf Mann und Frau. Für überzogene Erwartungen und absolutes Glücksverlangen ist da kein Platz.
Ich finde: Diese Geschichte kann zu einem ganz neuen Nachdenken über die Beziehungen zueinander führen. Sie zeigt, dass Mann und Frau einander überfordern, wenn sie meinen, einer müsse dem anderen seine Sehnsucht nach Liebe und Glück völlig sättigen. Sie können bestenfalls verlässliche und verantwortliche Partner füreinander sein, wie Adam und Eva es waren. Einander eine Hilfe sein - das wäre doch schon sehr viel! Ich glaube: Da ist auch das Glück nicht mehr weit.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15563
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